"Wer auf staatliche Krankenhäuser angewiesen ist, steht immer noch in der Warteschlange", sagt Ayala Oliveira mit einem ironischen Grinsen. Die Zustände im Gesundheitssystem Brasiliens seien seit der WM kein Stück besser geworden. Der aus Rio de Janeiro stammende 22-jährige Krankenpfleger kann nicht fassen, was er wahrnimmt: Steuergelder würden einfach nach Lust und Laune umgeleitet, so dass das Gesundheitswesen
kurz vor dem Kollaps stehe. Er lebt mit seiner Familie in einem einfachen Vorort von Rio de Janeiro und musste vor kurzem einen zweiten Job als Kioskverkäufer in einem Country Club annehmen.
"Das Gehalt eines Krankenpflegers reicht noch nicht mal bis zur Hälfte des Monats", sagt Ayala bedrückt. Das erklärt die unzähligen Demonstrationen und Streiks der letzten Monate. Zudem erlebt die Stadt Rio die größte Krise ihrer Geschichte. Die Gehälter vieler Angestellter im Bildungs- und Gesundheitswesens wurden nicht gezahlt, das Geld ist einfach nicht da. Die Liste der prekären Bedingungen in brasilianischen Krankenhäusern bleibt endlos: fehlendes Personal, fehlende Medikamente und Grundausstattung, mangelhafte Organisation…
Ayala erklärt uns nach zwei Jahren erneut: "Der Paragraph 196 garantiert dem gesamten Volk das Recht auf Gesundheit. Leider gilt das nur auf dem Papier." Ayala Oliveira arbeitet mit Kindern. Er liebt Fußball und wie ein guter Brasilianer steckt er all seine Emotionen in sportliche Ereignisse. Die Stadt Rio hatte viele Ziele für die olympische Spiele. Doch auch hier standen eine Menge Versprechungen auf dem Papier, die schlicht und einfach zwischen den vielen Baustellen der Stadt vergessen wurden.
"Es ist eigentlich traurig, nach zwei Jahren nichts Neueres und Positiveres erzählen zu können", stellt Ayala bitter fest. Auch diesmal hat die Magie des Sports, die insbesondere die junge Generation des Landes eigentlich so sehr beschäftigt, ihn nicht wirklich begeistert.
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