Foto: epd/Thomas Lohnes
Bedford-Strohm: Sterben im Mittelmeer nicht vergessen
Einige Flüchtlinge erzählten dem bayerischen Landesbischof, wie sie sich von Libyen mit brüchigen Booten auf die lebensgefährliche Flucht über das Meer Richtung Italien begeben hatten. Entschieden stimmte Bedford-Strohm dem Leiter der Caritas der Erzdiözese Cagliari, Don Marco Lai, zu, der sagte, jeder einzelne Flüchtling habe einen Namen und sei keine Nummer.

Bei einem Besuch auf Sardinien will der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, auf das anhaltende Sterben von Menschen im Mittelmeer aufmerksam machen. Nur weil in Deutschland derzeit weniger Flüchtlinge ankämen als vor einem Jahr, "dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren, welche Tragödien sich nach wie vor auf dem Mittelmeer abspielen", sagte Bedford-Strohm am Freitagabend nach einem Treffen mit Flüchtlingen nahe der südsardischen Hafenstadt Cagliari.

Einige Flüchtlinge erzählten dem bayerischen Landesbischof, wie sie sich von Libyen mit brüchigen Booten auf die lebensgefährliche Flucht über das Meer Richtung Italien begeben hatten. Zwei Flüchtlinge in der von der Caritas der Erzdiözese Cagliari betriebenen Unterkunft waren von deutschen Schiffen an Bord genommen worden. Hörbar gerührt sagte der bayerische Landesbischof: "Hier müssen wir innehalten und fragen: Was wäre passiert, wenn sie nicht gerettet worden wären? Wahrscheinlich wären sie tot." Entschieden stimmte Bedford-Strohm dem Leiter der Caritas der Erzdiözese Cagliari, Don Marco Lai, zu, der sagte, jeder einzelne Flüchtling habe einen Namen und sei keine Nummer.



Zusammen mit EKD-Militärbischof Sigurd Rink will Bedford-Strohm am Samstag im Hafen von Cagliari das deutsche Marineschiff "Werra" besuchen. Das Bundeswehrschiff ist Teil der von der Europäischen Union beschlossenen Militäraktion Eunavfor Med Operation Sophia. Aufgaben dieser Marineflotte sind, im Mittelmeer zwischen Italien und der libyschen Küste gegen Menschenschmuggel und später auch gegen Waffenhandel vorzugehen, Menschen aus Seenot zu retten und die libysche Küstenwache und Marine auszubilden. Seit Anfang Mai 2015 sind nach Angaben der Bundeswehr rund 17.500 Menschen von deutschen Marinesoldaten aus Seenot gerettet worden.

Andere sichere Wege einrichten

Indem sich die Marine an der Seenotrettung beteilige, habe sie "den Verteidigungsauftrag ganz neu verstanden", sagte Bedford-Strohm dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er halte es auch für richtig, die Netzwerke der Schlepper zu zerschlagen. Es dürfe aber nicht dieser Fluchtweg bekämpft werden, ohne dass andere und vor allem sichere Wege eingerichtet würden, sagte der Ratsvorsitzende. So müsse zum Beispiel ein sicherer Familiennachzug ermöglicht werden, forderte der Bischof.

Seit Beginn des Sommers 2015 kommen wieder mehr Flüchtlinge aus Afrika über die zentrale Mittelmeerroute nach Europa. Rund 100.000 Menschen sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in diesem Jahr bis zum 7. August an Italiens Küsten angekommen. Für mehr als 2.700 Menschen endete der Weg von Libyen nach Lampedusa tödlich, im gesamten Mittelmeer starben rund 3.200 Frauen, Männer und Kinder.