"Unfassbar und entsetzlich, wenn Menschen unbeschwert den Nationalfeiertag feiern und dann plötzlich der Tod hereinbricht", schrieb Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Freitag auf seiner Facebook-Seite. "Ich bete für sie und für ihre Angehörigen, für die sich jetzt Abgründe auftun."
Der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Landesbischof Ralf Meister, äußerte ebenfalls seine tiefe Betroffenheit: "Meine Gedanken und Gebete sind bei den Verstorbenen und Verletzten, ihren Familien und Freunden. Die stille Anteilnahme ist das Gebot der Stunde." Das Gebet und das Innehalten seien Gesten, die vor Rache und bösem Denken bewahrten, sagte Meister.
Notfallseelsorger der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) sind an den Berliner Flughäfen im Dauereinsatz. Propst Christian Stäblein sagte: "Die Brutalität des Anschlags macht fassungslos. Erneut ist Frankreich betroffen und wieder Menschen aus vielen Ländern, auch aus Berlin. Es ist ein Angriff auf uns alle. In unseren Gedanken und mit unseren Gebeten sind wir bei unseren französischen Freunden und ganz nah bei den Menschen hier in Berlin, die um ihre Lieben trauern." Mehrere Berliner Gemeinden bieten Andachten und Trauerangebote an, so zum Beispiel die Gemeinde der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche.
Der Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Christoph Pistorius, sagte: "Es ist Kern christlichen Glaubens, dass sich Gott gerade dort befindet, wo Menschen leiden und sterben, wo Angehörige verzweifelt um geliebte Menschen trauern, auch dort, wo Terrorakte Chaos und Verderben hinterlassen." Gott leide mit und halte das Schweigen und die Verzweiflung der Menschen aus, er teile ihre Ohnmacht. In einem Solidaritätsbrief an den Präsidenten des Nationalrats der Église Protestante Unie de France, Pfarrer Laurent Schlumberger, hat die rheinische Kirche ihre Anteilnahme an den Ereignissen in Nizza ausgesprochen. "Wir sind sehr betroffen, trauern mit den Familien und Angehörigen der Opfer und beten für die Verletzten und alle diejenigen, die ihnen ärztlich und seelsorglich zur Seite stehen", heißt es in dem Schreiben.
Vonseiten der katholischen Kirche betonte Vatikansprecher Federico Lombardi die Anteilnahme und die Solidarität von Papst Franziskus mit den Opfern und dem gesamten französischen Volk. "Wir verurteilen auf das Schärfste jeden Akt von tödlichem Wahnsinn, von Hass, Terrorismus und jeden Angriff auf den Frieden", sagte Lombardi. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erklärte: "Entsetzt und traurig stehen wir vor diesem Akt der Gewalt." Zugleich zeigte er sich überzeugt, dass "die europäische Zivilisation, die Kultur der Freiheit, zu der die französische Nation so vieles beigetragen hat" sich durch die Gewalt nicht unterkriegen lasse.
"Die Werte der französischen Revolution sind unsere Werte"
Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland zeigt sich schockiert über den Terroranschlag. "Wir sind zutiefst erschüttert", erklärte Zentralrats-Präsident Josef Schuster. "Wir stehen fest an der Seite unserer französischen Nachbarn", sagte er. Bei dem Anschlag am französischen Nationalfeiertag seien die Werte von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zutiefst verletzt worden. "Dennoch dürfen wir nicht zulassen, dass die Angst vor dem Terror unser Leben bestimmt", unterstrich Schuster.
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch, forderte nach dem Anschlag eine bessere Kooperation der Behörden. Geheimdienste und Sicherheitsbehörden müssten "intensiver systematisch international zusammenwirken", sagte die frühere Präsidentin des Zentralrates der Juden. Der Kampf gegen islamistischen Terror müsse weltweit besser koordiniert werden. "Allein in Deutschland sind es mehr als 500 Gefährder, die täglich ihrem Wahn freie Bahn lassen könnten, europaweit sind es Tausende", sagte Knobloch auch in ihrer Funktion als Holocaust-Beauftragte des Word Jewish Congress.
Auch Islamverbände in Deutschland äußerten sich bestürzt über den Anschlag, der offenbar einen islamistischen Hintergrund hat. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, erklärte, Menschen, die mit ihren Familien den Nationalfeiertag Frankreichs feierten, seien hinterhältig ermordet worden. "Die Werte der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, die Werte der französischen Revolution sind unsere Werte." Der Vorsitzende des Islamrats, Burhan Kesici, unterstrich, der menschenverachtende Terror treffe nicht nur die Franzosen, sondern die ganze Menschheit.
Nach einem Feuerwerk zum französischen Nationalfeiertag war am Donnerstagabend in Nizza ein Lastwagen in eine Menschenmenge gerast. Der Fahrer des Lastwagens wurde nach Angaben der Behörden getötet, mindestens 84 Menschen kamen ums Leben. Der "terroristische Charakter" des Angriffs könne nicht geleugnet werden, sagte Frankreichs Präsident François Hollande. Er ordnete eine dreitätige Staatstrauer an. Von Samstag bis Montag sollen die Flaggen auf Halbmast hängen.
Vor der Französischen Botschaft in Berlin bekundeten Menschen am Freitag ihr Mitgefühl und legten Blumen nieder. Auch Kerzen wurde aufgestellt. Die Trikolore auf dem Dach der Botschaft nahe dem Brandenburger Tor wehte auf Halbmast.