Es war eine wilde Zeit. Die Zeit der Hippies, der Freigeister, kurz: die Generation der 68er. In dieser Zeit gründete Troy Perry die Metropolitan Community Church, kurz MCC und in vollem Namen als The Universal Fellowship of Metropolitan Community Churches bekannt. Die MCC versteht sich als Netzwerk von protestantischen Freikirchen. Troy Perry begann im Oktober 1968 ganz klein - als Einzelgemeinde. Perry, ein schwuler Pastor, zog im Dunstkreis der homosexuellen Szene in Los Angeles Gleichgesinnte an. Alle verband der Glaube, aber auch der Protest gegen die gesellschaftliche Ausgrenzung von homosexuellen Menschen in dieser Zeit. Auch die Haltung der christlichen Kirchen gegenüber Schwulen und Lesben war in jener Zeit von Ablehnung geprägt. Bei der MCC ist man allerdings der Ansicht, dass Jesus nichts gegen Minderheiten gesagt habe, sondern sie geliebt habe. Daher sind Schwule, Lesben, Bisexuelle, Inter- und Transsexuelle in der MCC nicht nur akzeptiert und angenommen, sondern wertgeschätzt.
Wie es so oft bei ähnlichen Bewegungen der Fall ist, entwickelte sich auch die MCC schnell weiter. Die Forderung nach Inklusivität, also der Teilhabe aller, wurde zum obersten Prinzip erklärt. Die ursprüngliche Fokussierung auf die schwul-lesbische Szene entwickelte sich weiter zu einem generellen Prinzip der Inklusivität, so dass MCC mittlerweile danach strebt, auch andere, oftmals ausgegrenzte Minderheiten zu erreichen. 2005 übernahm Nancy Wilson das Amt des Moderators von Troy Perry in der Dachorganisation, die inzwischen Beobachterstatus beim Weltkirchenrat hat. Der National Council of Churches of Christ in den USA lehnt eine Mitgliedschaft des MCC jedoch ab.Am Wachstum der Bewegung änderte das nichts. Vom Hauptquartier in Hollywood ausgehend dehnte sich die MCC aus. Inzwischen sind Ableger in 37 Ländern mit 250 Gemeinden mit 18.000 Mitgliedern weltweit vertreten. Die MCC ist die größte Organisation von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender weltweit, ohne auf diese Gruppen beschränkt zu sein. In vielen Gemeinden gilt daher der Leitsatz: "Wir versuchen einander anzunehmen, wie wir sind, in dem Wissen, dass Gott jede und jeden einzelnen von uns schon angenommen hat. Wir wollen offen sein und Neues zulassen, ohne dabei exklusiv und ausgrenzend zu sein."
In Deutschland fasste die Gemeinde 1988 in Hamburg Fuß. Dort gilt wie überall das Gebot der Autonomie einer lokalen Gemeinde. Wie auch die Gemeinden in Stuttgart oder Köln sind die MCC-Gemeinden demokratisch verfasst und als Vereine eingetragen. Allen Gemeinden steht ein ordinierter Pfarrer vor. Ganz wichtig: Es gilt das Priestertum aller Gläubigen, Laien dürfen den Gottesdienst leiten. Zudem kann jeder Getaufte der Gemeinde beitreten, allerdings muss die Taufe nicht nachgewiesen werden. Das widerspräche dem Geist, den die MCC aussenden will. Denn obwohl die Wurzeln evangelisch sind, ist die MCC ökumenisch offen und will möglichst viele Menschen erreichen. Das Bekenntnis zum christlichen Glauben sowie die Taufe sind die einzigen Voraussetzungen.
Für die Teilnahme an einem Abendmahl in der MCC ist man an keine besonderen Voraussetzungen gebunden. In Stuttgart wird das Abendmahl in jedem Gottesdienst gefeiert. In der dortigen MCC-Satzung ist zum Beispiel unter Paragraph 3, "Bekenntnis", folgendes zu lesen: "Die Gemeinde weiß sich in die Nachfolge Christi gerufen. Sie will sein Evangelium der Befreiung leben und weitersagen, wie es die heilige Schrift als Zeugnis göttlicher Offenbarung und als Richtschnur für Glauben und Leben verkündet." Als Zweck und Aufgabe wird in Stuttgart die "Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus an alle Menschen ohne sexistische, rassistische oder andere Vorbehalte sowie die Unterweisung im christlichen Glauben und die diakonische Tätigkeit" gesehen.
Trauungen werden bei der MCC-Gemeinde wie anderswo als ein religiöser Ritus zwischen Mann und Frau gesehen. Gleichgeschlechtliche Beziehungen werden durch so genannte Partnerschaftssegnungen gefeiert und bezeugt. Vor einer Trauung oder Segnung sollte das Paar mindestens zwölf Monate in einer festen Partnerschaft gelebt haben. Eine Trauung oder Partnerschaftssegnung kostet in Stuttgart 250 Euro.