Weltladen
Foto: epd-bild/Werner Krüper
Die Idee des fairen Handels im Weltladen nimmt in Deutschland seit 1974 ihren Lauf.
Die Geschichte des Weltladens
Hintergrund
Weltläden sind die Fachgeschäfte für fairen Handel, um den Warenumschlag zwischen den Ländern des Südens und des Nordens in der Welt gerechter zu gestalten. Deshalb verkaufen Weltläden fair produzierte und vertriebene Produkte, beteiligen sich an politischen Kampagnen und leisten dazu Aufklärungs- und Bildungsarbeit.

Mit dem Verkauf von Schokolade, Kaffee und den Jutetaschen auf Basaren und Märkten nach den Gottesdiensten fing alles an. Die Idee des fairen Handels hat in Deutschland wie bereits zuvor in den USA einen kirchlichen Ursprung. In Südamerika wurde 1946 die erste Fair-Trade-Organisation von nordamerikanischen Mennoniten und Brethren in Christ gegründet. "Selfhelp Crafts" war eine Organisation des "Mennonite Central Committee" dieser evangelischen Freikirche. In den Anfängen wurden aus dem Kofferraum eines Autos Handarbeiten aus Südamerika verkauft. Unter dem Namen "Ten Thousand Villages" existiert die Bewegung bis heute. In den USA wurde der erste Fair Trade Shop 1958 eröffnet.

In Deutschland organisierten die kirchlichen Jugendverbände aej (Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V.) und BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend) aus Kritik gegen die damalige deutsche Entwicklungspolitik mit  30.000 Teilnehmern Hungermärsche in 70 Städten der Bundesrepublik Deutschland. Aus dieser Bewegung heraus entstand 1971 die "Aktion Dritte Welt Handel". Die verkaufte Ware wurde Gegenstand politischen Lernens: "Lernen durch Handeln".

Zu dieser Zeit entstanden auch die ersten Weltläden in Deutschland, also Geschäfte, die fair gehandelte Produkte verkaufen. 1973 wurde der erste Weltladen mit regelmäßigen Öffnungszeiten in Stuttgart in der Blumenstraße gegründet. Diesen gibt es heute nicht mehr. Wenige Jahre zuvor eröffnete 1969 der erste "Wereldwinkel" (Weltladen) in den Niederlanden in Breukelen. Von dort nahm die Bewegung in Europa ihren Anfang. Die Weltläden informieren ihre Kunden über die Produkte, die Menschen, die sie herstellen und über das Herkunftsland. Sie verdeutlichen, dass die Menschen im Süden und im Norden von ungerechten Welthandelstrukturen betroffen und an ihnen beteiligt sind. Daher arbeiten sie überwiegend mit wirtschaftlich und politisch benachteiligten Produzenten in Afrika, Asien und Lateinamerika zusammen.

Deutsche Weltläden erhalten ihre Ware von den auf Fairen Handel spezialisierten Importorganisationen. Das sind die 1975 gegründete  GEPA - The Fair Trade Company (Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH), dwp eG (Dritte Welt Partner) oder El Puente GmbH. Teilweise beziehen sie ihre Waren auch direkt von Kleinbauernkooperativen und Genossenschaften in den Entwicklungsländern. Am 26. April 1975 wurde die Arbeitsgemeinschaft der Dritte-Weltläden (AG3WL) in Frankfurt am Main gegründet. Das war der Vorläufer vom 1998 in Mainz geschaffenen Weltladen-Dachverband e.V. als gemeinsame übergreifende Organisation aller Weltläden und Aktionsgruppen.

Der "Dritte Welt Laden" wurden schließlich 1981 in "Eine Welt Laden" umgetauft. "Der Name "Dritte Welt" wurde mittlerweile als abwertend und disqualifizierend empfunden. Auch betonte er die Rückständigkeit dieser Weltgegenden und verschwieg die Verantwortung der reichen Länder. 1985, also zehn Jahre nach der ersten Ladeneröffnung in Deutschland, gab es bereits über 200 Weltläden. 1989 wurde in einem Testlauf erstmals GEPA-Kaffee im Supermarkt verkauft.

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Fair gehandelte Produkte brauchten aber ein verlässliches Gütesiegel, um das Vertrauen der Konsumenten zu gewinnen. 1992 wurde daher die Siegelorganisation TransFair in Köln gegründet. Daran waren die Kirchen zum Beispiel durch "Brot für die Welt" maßgeblich beteiligt. Seit 1996 gibt es immer am zweiten Samstag im Mai den Weltladentag. 2003 wurde das grün-blaue Fairtrade-Logo international eingeführt. 2006 hatte der Dachverband mit dem Konzept "Weltladen 2006" einen Erneuerungsprozess angeschoben, der die Weltläden als Fachhandel für Fairen Handel etablieren sollte, indem beispielsweise Läden vom Stadtrand in die Einkaufszone zogen und ihre Produkte attraktiver verkauften.

Über 800 Weltläden in Deutschland

Überall ähneln sich die angebotenen Waren aus dem Süden. Diese sind Kaffee, Tee, Kakao und Schokolade, Honig, Gewürze, Zucker, Fruchtsäfte und getrocknete Früchte, auch (Kunst-)Handwerk, Haushaltsartikel, Taschen, Musikinstrumente, Kleidung oder auch Hängematten.

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Heute engagieren sich mehr als 30.000 Menschen regelmäßig in den etwa 800 Weltläden in Deutschland. Hinzu kommen 6000 Aktionsgruppen ohne festen Laden, die fair gehandelte Waren auch bei Festen und Märkten anbieten und in enger Verbindung zu einem Weltladen stehen. Sieben Prozent des Fairen Handels laufen über die Weltläden. Aber auch dass man heute fair gehandelte Produkte in 36.000 Supermärkten, Bio- und Naturkostläden und Discountern kaufen kann, ist hauptsächlich Fairtrade zu verdanken. Im Jahr 2014 gaben Verbraucher in Deutschland 1.027 Millionen Euro für diese Produkte aus.