Papst Franziskus wird Ende Oktober zu einem ökumenischen Reformationsgedenken in das schwedische Lund reisen. Das teilten der Lutherische Weltbund und der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen am Montag in Genf und Rom mit. Zum Auftakt des 500. Reformationsjubiläums veranstalten der Lutherische Weltbund und der vatikanische Einheitsrat in Lund eine gemeinsame Gedenkfeier am 31. Oktober 2016.
Mit dem Papst werden der Präsident des Weltbundes, Bischof Munib Younan, Generalsekretär Martin Junge sowie katholische und lutherische Bischöfe aus Schweden das ökumenische Gedenken leiten. Damit sollten die fundierten ökumenischen Beziehungen zwischen Lutheranern und der römisch-katholischen Kirche hervorgehoben werden, hieß es. Die gemeinsame Feier stützt sich den Angaben zufolge auf den katholisch-lutherischen Liturgie-Leitfaden "Gemeinsames Gebet", der kürzlich veröffentlicht wurde. Weitere Einzelheiten über die Papstreise wurden nicht mitgeteilt.
Für die deutschen Lutheraner begrüßte der württembergische Landesbischof Frank Otfried July die Teilnahme des Papstes an dem Reformationsgedenken als ein "wegweisendes Zeichen" für die Ökumene. "Es ist ein weiterer Schritt auf unserem Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft", sagte July, der Vizepräsident des Weltbundes ist. Auch der lutherische Catholica-Beauftragte, Landesbischof Karl-Hinrich Manzke, äußerte sich erfreut. "Das unterstreicht, dass die evangelisch-katholische Ökumene ein Herzensanliegen für Papst Franziskus ist. Die Begegnung mit dem Lutherischen Weltbund wird Energie bringen für die weitere ökumenische Annäherung auch über 2017 hinaus", sagte Manzke.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) wertete die Papst-Teilnahme an dem Gedenken als "ein Zeichen für die Internationalität des Reformationsjubiläums". Die weltweite Gemeinschaft aller reformatorisch geprägten Christen werde diesen Besuch auch als Zeichen der Würdigung der reformatorischen Erkenntnisse durch die römisch-katholische Weltkirche wahrnehmen, sagte Vizepräsident Thies Gundlach vom EKD-Kirchenamt. Das internationale Ereignis in Lund sei auch als Rückwind für die Eröffnung des Jubiläumsjahres in Deutschland am Reformationstag 2016 zu verstehen. Mit dem Reformationsjubiläum feiern die protestantischen Christen den 500. Jahrestag des Thesenanschlags Martin Luthers (1483-1546) an der Schlosskirche zu Wittenberg. Die Veröffentlichung von Luthers Thesen am 31. Oktober 1517 gilt als Ausgangspunkt der Reformation. Die evangelische Kirche startet die Jubiläumsfeiern offiziell am 31. Oktober 2016 mit einem Gottesdienst in der Berliner Marienkirche.
"Gesten der Nähe und des Zusammengehörens"
Der vatikanische Ökumene-Minister, Kurienkardinal Kurt Koch, sagte, das Reformationsgedenken von Lutheranern und Katholiken werde durch die Orientierung auf "die Zentralität der Gottesfrage und die Christozentrik" möglich. Es gehe nicht darum, "in einer pragmatischen Weise" zu gedenken, sondern "in einem tiefen Sinn des Glaubens an den gekreuzigten und auferstandenen Christus".
Zu dem gemeinsamen Gedenken in Lund sagte Weltbund-Generalsekretär Junge, der Einsatz für die Wiederversöhnung zwischen Lutheranern und Katholiken sei ein wichtiger Beitrag für Gerechtigkeit und Frieden in der heutigen Welt, die von vielen Konflikten und Gewalt gekennzeichnet sei. Für die lutherische Kirche von Schweden sagte Erzbischöfin Antje Jackelen, mit der ganzen ökumenischen Familie in Schweden werde man dafür beten, "dass die Gedenkfeier zur christlichen Einheit in unserem Land und in der ganzen Welt" beitrage. Die evangelisch-lutherische Kirche in Schweden ist mit mehr als sechs Millionen Mitgliedern weltweit die größte lutherische Kirche. In Lund wurde 1947 der Lutherische Weltbund gegründet.
Der Pfarrer der evangelisch-lutherischen Christuskirche in Rom, Jens-Martin Kruse, nannte die geplante Teilnahme des Papstes am Reformationsjubiläum "großartig, ganz wichtig und ganz wunderbar". Dies zeige, dass das Verständnis von Luthers Person und Theologie nicht mehr trenne. Die gemeinsame Feier mache überdies deutlich, dass das Reformationsjubiläum eine "ökumenische Grunddimension" habe. Kruse rechnet mit weiteren "Gesten der Nähe und des Zusammengehörens" durch Franziskus, die der Ökumene wichtige neue Impulse versetzen werden. im November hatte der Papst die evangelisch-lutherische Christuskirche in Rom besucht.