Fernseh-Vorschau für die Woche: Mit der Doku "Der Flüchtlingsreport"
Evangelisch.de blickt auf die Fernsehwoche - wo lohnt sich das Einschalten im Fernsehen vom 12. bis zum 18. September?

13.9., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Grenzgänge mit Hella von Sinnen"

Hella von Sinnen steht im Mittelpunkt des zweiten Teils der Grenzgänge-Trilogie, einer Filmreihe mit prominenten Schauspielern und Entertainern, die sich sehr persönlichen Lebens- und Wertefragen stellen. Was passiert auf diesen Reisen ins Innere, zu den Ängsten, Hoffnungen und Erkenntnissen von Menschen, die wir sonst nur in ihrer Rolle vom Bildschirm kennen?
Hella von Sinnen ist jetzt Mitte 50, die Jobangebote werden weniger und neue Fragen drängen sich in den Vordergrund: Was bedeutet ein Leben ohne Ruhm und Starrummel? Kann man Anerkennung aus sich selbst schöpfen, so ganz ohne Publikum? Verwechseln wir Anerkennung mit Liebe? Was bedeuten die vielen Preise und Auszeichnungen für ihre Arbeit als Entertainerin? Für "Gott und die Welt" bricht die Entertainerin zu einer sehr persönlichen Reise in ihre Kindheit auf, sie trifft ihre Brüder und Gummersbacher Schulfreundinnen, kurz schlüpft sie in die Rolle einer Politesse. Und sie holt sich therapeutischen Rat bei einer Meditationslehrerin und einer Heilerin.

14.9., ARD, 22.45 Uhr: "Die Story im Ersten: Der Flüchtlingsreport"

Mehr als 50 Millionen Menschen sind derzeit weltweit auf der Flucht. So viel wie noch nie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Und täglich werden es mehr. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge rechnet mit bis zu 400.000 Flüchtlingen, die 2015 allein nach Deutschland kommen, mehr als je zuvor. Ist das deutsche Boot so voll, wie nicht nur rechtsradikale Scharfmacher behaupten? Der Film geht der Frage nach, wie die Flüchtlinge hier aufgenommen werden: Wie fremdenfeindlich oder -freundlich ist Deutschland? Sind die Flüchtlinge eine finanzielle Belastung oder eine Chance für die deutsche Wirtschaft? "Der Flüchtlingsreport" geht den Schlagzeilen auf den Grund, rechnet nach und macht sich auf die Suche nach der Wirklichkeit hinter den einfachen Wahrheiten. Dafür reiste Autor Peter Gerhardt unter anderem in die sächsischen Gemeinden Freital und Meißen, Städte, die zum Symbol geworden sind für den neuen alten Fremdenhass in Deutschland. Er zeigt aber auch, wie engagiert an vielen Stellen in Deutschland Menschen zu helfen versuchen. Das deutsche Boot ist nicht voll, es ist nur mangelhaft verwaltet. Der Film rückt die Proportionen zurecht und begibt sich auf die Spur der Flüchtlinge im Libanon, in Griechenland und in der Türkei und zeigt, wie die Kriminalisierung von Flüchtlingen Schlepperbanden in die Hände spielt.

14.9., ZDF, 20.15 Uhr: "Die Mutter des Mörders"

Wenn im Krimi der Fall klar ist, fängt die Geschichte normalerweise erst richtig an. Das ist in diesem Drama genauso, und trotzdem ist "Die Mutter des Mörders" anders als andere Filme dieser Art: weil der Mordverdächtige Matis ein geistig behinderter junger Mann ist. Regisseur Carlo Rola hat sich ganz auf die Arbeit mit den Schauspielern konzentriert. Deren Leistungen sind in der Tat ausnahmslos ausgezeichnet. Gerade Lucas Reiber hatte keine leichte Aufgabe: Einerseits ist Matis ein freundlicher, attraktiver junger Mann, andererseits kann er ziemlich ungemütlich werden, wenn die Dinge nicht ihre gewohnte Ordnung haben. Für den Kommissar wiederum ist es völlig irrelevant, ob Matis behindert ist oder nicht; ihm geht es allein um die Wahrheit.

15.9., ZDF, 20.15 Uhr: "Tödliche Grenze - Der Schütze und sein Opfer"

Im Dezember 1979 endet die Flucht von zwei 15-jährigen Schülern aus der DDR an der innerdeutschen Grenze bei Sorge im Harz tragisch. Heiko Runge stirbt durch einen Schuss in den Rücken, Uwe Fleischhauer wird festgenommen. 35 Jahre später hat er sich dazu durchgerungen, zum ersten Mal vor einer Kamera über das damals Geschehene zu sprechen. Auch ehemalige Grenzsoldaten brechen in dem Film zum ersten Mal ihr Schweigen. Die Stasi vertuschte den Zwischenfall damals, um einen öffentlichen Skandal zu verhindern; er hätte das internationale Ansehen der DDR noch mehr beschädigt. Ein umfassender Maßnahmenplan wurde ausgearbeitet, Urkunden wurden gefälscht, Akten manipuliert und Zeugenaussagen frisiert. Die Beerdigung von Heiko Runge wurde geheim gehalten werden. Bis zum Ende der DDR kamen mindestens 13 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren bei Fluchtversuchen an der innerdeutschen Grenze ums Leben.
Heiko Runges Geschichte steht exemplarisch für diese Fälle. Der Film geht aber auch der Frage nach, wie es möglich war, dass aus unbescholtenen jungen DDR-Bürgern, die ihren Grundwehrdienst an der Grenze verrichteten, Todesschützen wurden.

15.9., ZDF, 22.15: "37 Grad: Letzte Chance Zirkus"

Die Reportage erzählt die Geschichte eines Jungen, der eigentlich nie eine Chance hatte: Nach der frühen Trennung der Eltern zog Adam mit seiner Mutter und den fünf Geschwistern in eine kleine Wohnung in Köln-Mülheim. In der neuen Schule fand er keinen Anschluss, er war eingeschüchtert und verängstigt; zuhause gab es ständig Streit. Die rettende Wende war die Zirkus-AG seiner Gesamtschule, in die er mit zwölf Jahren aufgenommen wurde. Im Schulzirkus "Radelito" waren ganz andere Talente gefragt als im Unterricht, hier fand Adam Bestätigung. Er begann mit dem Diabolo zu jonglieren. Seine Nummer wurde schließlich sogar zum Höhepunkt jeder "Radelito"-Show. Die Sache hatte nur einen Haken: Die Schule wurde dabei immer unwichtiger. Nach trotzdem bestandenem Hauptschulabschluss wurde er zur staatlichen Ballett- und Artistenschule in Berlin eingeladen. "37 Grad" hat Adam über einen Zeitraum von drei Jahren mit der Kamera begleitet.
Der Film zeigt die imposante Persönlichkeitsentwicklung eines vermeintlich unbegabten Jungen vom Problem-Jugendlichen zum staatlich geprüften Artisten.

15.9., 3sat, 21.45 Uhr: "Auf der Flucht - Todestrip ins Ungewisse"

Die Dokumentation erzählt die Geschichten zweier Menschen, die unterschiedlicher nicht sein können: Die Syrerin Maya Alkhechen flüchtete übers Meer, Gerhard Rothe einst von Danzig in den Westen. Aufgebrochen aus ganz unterschiedlichen Leben und Zeiten, sind der alte Mann und die junge Frau verbunden durch die Flucht. In der Dokumentation erzählen sie, wie es ist, wenn der Krieg Menschen zwingt, die Heimat zu verlassen und in ein Leben ohne Sicherheit aufzubrechen. Die in Deutschland aufgewachsene Syrerin hatte sich für die Flucht übers Meer entschieden, eine Flucht, die mehr als 10.000 Menschen vor ihr den Tod brachte. Dass sie sterben könnte, nahm sie in Kauf; dass sie vielleicht zusehen müsste, wie ihre kleinen Kinder ertrinken, war ihr unerträglich. Dabei war die Flucht aus Syrien eine Flucht in die Heimat: Maya ist in Essen aufgewachsen und nach dem Abitur nach Syrien zurückgegangen, weil man ihr in Deutschland keine Zukunft bot. Sie war nur geduldet und durfte daher nicht studieren. Gerhard Rothe wiederum war noch ein Kind, als seine Familie vor rund siebzig Jahren aus dem zerbombten Danzig nach Westen floh. Die Bilder der Flucht haben sich bis heute tief eingebrannt. Beide, die Syrerin und der Danziger, mussten die Erfahrung machen, dass Flüchtlinge nicht überall willkommen sind.

15.9., 3sat, 22.30 Uhr: "Tod vor Lampedusa - Europas Sündenfall"

Die Nacht zum 4. Oktober 2013: Vor der Küste der kleinen italienischen Insel Lampedusa kentert ein Boot mit über 540 Flüchtlingen, die meisten stammen aus Eritrea, über 380 ertrinken.
Die Autorinnen Ellen Trapp und Natalie Amiri haben sich auf Spurensuche gemacht. Wer waren diese Menschen, die diese gefährliche Reise auf sich genommen haben? Und warum haben sie ihre Heimat verlassen? Die Katastrophe vor Lampedusa ist mehr als eine "Fußnote" angesichts der Flüchtlingsströme, die seit Jahren aus Afrika in Richtung Europa unterwegs sind. Papst Franziskus sprach aus, was Millionen erschütterter Menschen dachten: "Es ist eine Schande". In Wiesbaden fanden die Autorinnen einen Überlebenden jener Nacht: Dawit, einen jungen Mann, der es nach jahrelanger Flucht durch Nordafrika auf jenes Flüchtlingsboot für die Fahrt über das Mittelmeer geschafft hatte. Er war unterwegs mit einem Freund, der in jener Nacht vor Lampedusa untergegangen ist. Die Reporterinnen machen sich auf die Spur ihrer Flucht: Eritrea, Sudan, Libyen. Sie besuchen Verwandte, Freunde, Schicksalsgenossen. So wird das ganze Drama, das Leid, die Angst, die Gefahr, die Verzweiflung, die Gründe für die Flucht nachfühlbar.

17.9., 3sat, 20.15 Uhr: "Unheilbar pädophil?"

Pädophile werden von der Gesellschaft geächtet. Sogar Therapeuten haben Vorbehalte. Pädophile Fantasien sind eines der letzten dunklen Kapitel im Bereich der sexuellen Orientierungen. Obwohl es sie in jeder Kultur und zu jeder Zeit gab, sind die Ursachen bis heute weitgehend unerforscht. Die Wissenschaft versucht zu ergründen, wie die sexuelle Präferenzstörung entsteht und ob sie therapierbar ist. Nicht alle Pädophile werden Täter, und Kindesmissbrauch ist nicht immer durch Pädophilie motiviert. Für eine Therapie der Täter und eine Verhinderung von Übergriffen ist die Ursachenforschung sehr wichtig. Seit 2005 können sich betroffene Männer im Präventionsprojekt "Kein Täter werden" an der Berliner Charité therapieren lassen. Ein pädophiler Patient beschreibt im Film anonym seinen Weg in die Therapie und was die Therapie bei ihm verändert hat. Jetzt, nach zehn Jahren, ziehen die Verantwortlichen ein erstes Fazit - und erweitern ihr Therapieangebot. Seit kurzem können sich sexuell auffällige Jugendliche behandeln lassen. Im Anschluss, um 21.00 Uhr, diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen über das Thema Kindesmissbrauch.

17.9., WDR Fernsehen, 22.30 Uhr: "Menschen hautnah: Rettung in letzter Sekunde"

Sein Auftritt bei Günter Jauch Mitte April machte Harald Höppner schlagartig bekannt: Er ist Mitinitiator und Gesicht von "Sea Watch". Höppner, seine Frau und ein Geschäftspartner wollten dem Sterben von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer nicht länger tatenlos zusehen. Anfang des Jahres legten sie 100.000 Euro zusammen und kauften einen alten Fischkutter. Ihr Ziel: Nach dem Umbau des Schiffs mit einer Crew von Freiwilligen in den Gewässern vor Libyen kreuzen und in Not geratenen Flüchtlingen helfen - mit Rettungswesten, medizinischer Versorgung und der Benachrichtigung der italienischen Seenotrettung. Autor Peter Podjavorsek hat die Initiatoren der "Sea Watch" von Anfang an begleitet. Er ist der erste Fernseh-Journalist, der mit seiner Kamera zwei Wochen lang die Geschehnisse an Bord des Rettungsschiffs beobachtete. Er war dabei, als die Crew innerhalb weniger Tage rund 600 Flüchtlinge rettete. NDR Fernsehen zeigt am 18. September um 21.15 Uhr mit "Rettet die Flüchtlinge!" ebenfalls eine Reportage über "Sea Watch".

18.9., ARD, 20.15 Uhr: "Der Liebling des Himmels"

Der Psychiater braucht eigentlich selber einen: Es gibt ohne Frage originellere Filmideen. Aber natürlich kommt es immer drauf an, was man draus macht, und wenn man wie Dani Levy die Hauptrolle dieser Tragikomödie Axel Milberg auf den Leib schreiben darf, muss schon viel schief gehen, damit das Projekt nicht großartig wird: Magnus Sorel Mann ist nicht nur ein Sklave seines Terminplaners, sondern auch der Inbegriff des Zwangsneurotikers. Er leidet unter Hyperosmie, weshalb er extrem empfindlich gegenüber Geruchsreizen aller Art ist. Gleiches gilt allerdings auch für Schmutz und Geräusche; kein Wunder, dass er die Welt außerhalb seiner Wohnung als überaus anstrengend empfindet. Der Psychiater droht innerhalb kürzester Zeit alles zu verlieren, was ihm wichtig ist: Eine Patientin hat ihn aus enttäuschter Liebe wegen sexueller Nötigung angezeigt, sein jugendlicher Sohn hat eine Stinkwut auf ihn, und seine Ex-Frau liegt mit Bauchspeicheldrüsenkrebs im Sterben.