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Film des Monats: Mord in Pacot
Als "Film des Monats" September 2015 zeichnet die Jury der Evangelischen Filmarbeit "Mord in Pacot" (Meurtre à Pacot) von Raoul Peck aus. Der Film erzählt von einem wohlhabenden Ehepaar in Port-au-Prince, der Hauptstadt Haitis, dessen Villa durch das Erdbeben von 2010 schwer beschädigt wurde.
01.09.2015
Evangelische Filmjury

Am 12. Januar 2010 erschüttert ein schreckliches Erdbeben mit 250.000 Opfern und über einer Million Obdachloser Haiti. Auch das Nobelviertel Pacot in Port-au-Prince ist ein einziges Trümmerfeld. Dort lebt ein ehemals gutsituiertes Paar, das mit ungewohnten Bedingungen zurechtkommen muss. Ihr Adoptivkind ist in den Trümmern verschwunden, die Villa ist vom Abriss bedroht, Wasser gibt es nur noch aus dem nicht ganz leergelaufenen Swimmingpool, die Bediensteten sind nicht mehr da. Der Anbau ist noch bewohnbar. In diesen zieht der aus Europa stammende Katastrophenhelfer Alex mit seiner haitianischen Freundin Andrémise ein, die sich jetzt Jennifer nennt.

In den nächsten neun Tagen wird das ganze Ausmaß der Erschütterung sichtbar: die bisherigen Beziehungen zwischen Armen und Reichen, zwischen Männern und Frauen und zwischen Helfern und Opfern stehen auf dem Prüfstand. Andrémise provoziert alle mit ihrer Direktheit und legt die unausgesprochenen Spannungen offen.

Nach "Tödliche Hilfe", der sich dokumentarisch mit dem Erdbeben auf Haiti und der ambivalenten Rolle der internationalen Hilfsorganisationen auseinandersetzt, hat Raoul Peck jetzt einen Spielfilm über die emotionalen, sozialen und moralischen Folgen der Katastrophe gedreht. Das Paar ohne Namen steht symbolisch für eine Welt, die vor einem Neuanfang steht. In provokanten Dialogen oder im Schweigen zwischen den Akteuren werden jedoch auch die Kräfte erkennbar, die Kolonialismus und Diktatur hinterlassen haben.

In der Montage der Szenen wie in der präzisen Darstellung der Charaktere wird ständig der Konflikt zwischen dem selbstbewussten Streben nach Selbstbestimmung und sozialer Gerechtigkeit einerseits, der Restauration des Vergangenen andererseits spürbar. So wird der Film zur Parabel für eine Gesellschaft, die nach den Schrecken politischer Gewalt und einer verheerenden Naturkatastrophe vor der Entscheidung zwischen resignativer Ohnmacht und den Chancen für eine bessere Zukunft steht.

Der Film kommt am 17. September 2015 in die Kinos.