Ich bekomme Betreuungsgeld. Natürlich finde ich das gut, es sind 150 Euro mehr. Also immer her damit! Das Geld bindet mich weder an den Herd, noch an die Arbeit, noch hat es Einfluss auf die Art Betreuung, die ich für meine Kinder wählen konnte. Die Große ist im Kindergarten, der Kleine bei seinen Omas. Bei mir sind sie auch: drei Tage die Woche arbeite ich voll, vier bin ich bei meinen Kindern. Für mich ist das eine fantastische Kombination. Ich fühle mich gesegnet.
Das halten Sie für persönlich und emotional und nicht weiterführend? Ja, ich auch. Aber so ist das mit diesen Diskussionen um staatliche Hilfen für Familien, um marktpolitische Erwägungen der Arbeitskraft der Frau und um die begründete demografische Sorge, dass 1,41 Kinder pro Frau nicht reichen für unser Sozialsystem. Rente adé. Es lohnt nicht wirklich, sich über das Betreuungsgeld zu streiten - fragen Sie hundert Leute, bekommen Sie hundert Antworten. Das Betreuungsgeld ist nur ein weiteres Symptom für unsere verwirrte Politik, für unsere verwirrte Gesellschaft.
Was darf und muss ich für mich und meine Kinder wollen? Was kann ich davon leben? Wir haben einfach bisher keine guten allgemeinen Lösungen - und auch keine einfachen: Unsere Familienpolitik nehme ich als höchst widersprüchlich wahr. Unsere Arbeitsmarktpolitik auch (Quote ja, Quote nein?). Diese aktionistische Anbau-Politik geht zum Beispiel so: Die Absicht des Elterngeldes war auch, die Papas bei der Betreuung mit ins Boot zu holen. Dafür fiel aber das alte Erziehungsgeld weg, das es für Studentinnen zwei Jahre lang gab statt nur noch ein Jahr (plus zwei Monate für den Vater). Was ist nun damit, früher anzufangen mit dem Kinderkriegen? Blöd gelaufen. Ganz blöd. Aber schön, dass der Papa zwei Monate da war. Ja, wirklich.
Dann gibt es bei mir noch diese "Was-wäre-wenn-Angst". Was wäre eigentlich, wenn die Omas mal nicht mehr da sind oder nicht mehr könnten? So viele Leute haben diesen Luxus nicht, wie ich ihn habe, und ich sehe, wie sie rotieren. Darüber denke ich lieber nur mal kurz nach: Ganztags arbeiten ginge dann auf jeden Fall nicht mehr. Kinderbetreuung in unserer Kommune ginge bis halb fünf, wenn man einen der irre teuren und raren Plätze ergattert. Ja, ich weiß ja, dann klage ich eben, auf meinen Rechtsanspruch - kostet ja auch kaum Zeit, kaum Organisation - das bisschen Unsicherheit. Glück gehabt, dass ich die Omas habe.
Diese ganze Farce mit dem Betreuungsgeld
Überlegung zwei: Mal angenommen, ich wollte mich auf drei Kinder konzentrieren und stelle fest, nun muss ich aber wirklich ein bisschen länger zuhause bleiben, sonst bekomme ich die ganze Organisation für drei Kinder nicht in den Griff zwischen Zuhause, Kindergarten, Schule, Hortplatz oder Tagesmutter etc. Was würde dann, freiwillig aus dem Job verabschiedet, aus mir werden, wenn mein Mann sich ebenso freiwillig oder unfreiwillig verabschiedet? Wie auch immer es dazu käme. Aber diese Fälle gibt es ja. Was wäre dann, wenn ich zum Beispiel bei den Kindern geblieben wäre? Am Herd und im Spielzimmer und so. "Frau Becker, jetzt aber schnell zurück an die Arbeit. Lange können wir Sie nicht unterstützen", würden mir die Leute beim Amt sagen.
Wir müssen uns was einfallen lassen, denn ich bin sehr wahrscheinlich nicht die Einzige mit der "Was-wäre-wenn-Angst". Warum muss ich die haben, als Frau in diesem Land, das sich doch zu seinem Demografie-Problem bekannt hat?
Diese ganze Farce mit dem Betreuungsgeld - es ist nichts Halbes und nichts Ganzes - zeigt mir wieder einmal nur: Wir sind ein zutiefst verunsichertes Land. Wir wissen nicht, was wir zusammen wollen. Na klar wollen wir alles dürfen und können. Jeder macht es anders. Aber was machen wir alle zusammen? Betreuungsgeld auf jeden Fall jetzt nicht mehr.