In Nepal haben am Sonntag schwere Nachbeben und heftige Regenfälle die Rettungsarbeiten nach dem Erdbeben mit über 2.200 Toten behindert. Ein Nachbeben der Stärke 6,7 auf der Richter-Skala richtete weitere Zerstörung an und löste neue Schnee- und Schlammlawinen im Himalaya-Gebirge aus. Kälte machte den Überlebenden zu schaffen. Zehntausende Menschen hatten die Nacht auf Sonntag unter freiem Himmel verbracht, in Panik vor einer weiteren Katastrophe.
Am Samstag hatte ein Beben der Stärke 7,8 Häuser dem Erdboden gleichgemacht, jahrhundertealte Tempel zerstört und Teile des Basiscamps am Mount Everest unter meterhohen Schneemassen begraben.
Nach Angaben des nepalesischen Innenministeriums kamen alleine im Kathmandu-Tal über 1.000 Menschen um. Am Mount Everest wurden mindestens 22 Bergsteiger getötet und rund 60 verletzt. Auch im Nachbarland Indien starben mehr als 50 Menschen.
Die Opferzahlen könnten noch weiter steigen, denn Informationen über die Schäden in abgelegenen Teilen Nepals dringen nur langsam vor. Retter arbeiteten teils mit bloßen Händen, um Opfer aus eingestürzten Gebäuden zu befreien. Ganze Straßenzüge und Plätze in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu liegen in Trümmern. Es fehlt an professionellen Gerätschaften, um Verschüttete rasch zu bergen. In der dichtbesiedelten Hauptstadt Kathmandu mit über 2,5 Millionen Einwohnern zerstörte das Erdbeben auch jahrhundertealte Bauwerke.
Bundespräsident Joachim Gauck äußerte sich bestürzt über die Katastrophe. "Deutschland steht in dieser schweren Zeit für Nepal an Ihrer Seite", schrieb Gauck an den nepalesischen Präsidenten Ram Baran Yadav. Unklar war am Sonntag, wie viele Deutsche unter den Opfern sind. Die Recherche zum Verbleib deutscher Staatsangehöriger ist schwierig und aufwändig, wie aus dem Auswärtigen Amt zu hören war. In der Mehrzahl handele es sich um Individualreisende, sie sich weder an- noch abmeldeten.
Internationale Hilfsorganisationen und Regierungen haben damit begonnen, Rettungsteams und Hilfsgüter nach Nepal zu schicken. Nepals Regierung rief den Notstand aus und bat die Staatengemeinschaft um Unterstützung. Es ist das schwerste Beben in der Region seit 1934, als über 10.000 Menschen starben.
Nepal ist eines der ärmsten Länder in Südasien. Die Wirtschaft ist fast komplett vom Tourismus abhängig. Politisch ist das Land auch nach dem Ende eines zehnjährigen Bürgerkrieges 2006 instabil. Die Abschaffung der
300 Jahre alten Monarchie 2008 hat ein großes Vakuum hinterlassen: Das Parlament streitet seit Jahren ohne Ergebnis über eine neue Verfassung.
Nepal mit seinen zahlreiche ethnische Minderheiten und einem strengen sozialen Kastenwesen leidet zudem unter hoher Arbeitslosigkeit, schlechter Infrastruktur und Korruption. Seit Jahrzehnten schon warnen Experten vor einer schweren Erdbebenkatastrophe in Nepal