Mitt Romney hat es wieder nicht geschafft. Seit zwei Monaten dauert der Vorwahlkampf der US-Republikaner an, als haushoher Favorit war er ins Rennen gegangen, das meiste Geld hatte er sowieso zur Verfügung - eigentlich hätte nichts schiefgehen sollen.
Doch selbst an diesem "Super-Tuesday" ist es dem Ex-Gouverneur und Multimillionär Romney es nicht gelungen, sich endgültig durchzusetzen. Ausgerechnet der als krasser Außenseiter gestartete erzkonservative Rick Santorum lässt sich nicht abschütteln. Was ist bloß los mit den Republikanern?
Geschickt versucht der 64-jährige Romney in der Wahlnacht, seine Enttäuschung zu überspielen, demonstrativ präsentiert er sich als Herausforderer von Präsident Barack Obama, tut so, als sei der innerparteiliche Kampf bereits entschieden. Er stehe bereit, das Land zu regieren, er werde das Land zu neuen Wohlstand führen, ruft er seinen Anhängern zu. "Obama hat keine Ideen mehr, er hat keine Entschuldigungen mehr - und jetzt kriegen wir ihn auch noch aus dem Weißen Haus."
"Jeder Kandidat hat Nachteile" …
Doch Romney weiß: Noch ist nichts entschieden. Was noch vor Wochen als schlichtweg unmöglich erschien, ist wahr geworden. Ausgerechnet der tiefreligiöse und erzkonservative Santorum, der noch in der ersten Wahlkampfphase aus Mangel an Geld und Mitarbeitern teilweise allein und im eigenen Auto auf Stimmenfang ging, lässt sich nicht verdrängen. Vollmundig spricht Santorum schon von "Siegesfeiern".
Das Dilemma: Die Republikaner sind zerrissen und tief gespalten. Die Vorwahlschlacht macht immer wieder schmerzhaft klar, dass unterschiedliche Seelen in der Brust der Partei wohnen. Ob der moderate Romney oder der tiefreligiöse Santorum - wirklich geliebt werden sie beide nicht, sie erwärmen nicht das Herz der Basis. Zumindest nicht der gesamten Basis.
Die Politikwissenschaftlerin Iva Deutchmann fasst die Krux der Republikaner simpel zusammen: "Jeder Kandidat hat erhebliche Nachteile." Dann zählt sie auf: "Santorum hat bei den Präsidentenwahlen kaum Chancen. Romney ist Mormone. Newt Gingrich ist zum dritten Mal verheiratet. Und Ron Paul liegt mit seiner Politik schlichtweg zu weit aus dem Mainstream."
… und der Präsident reibt sich die Hände
Nicht zufällig gibt es immer mal wieder wilde Gerüchte und Spekulationen, ob nicht doch noch ein weiterer Kandidat ins Rennen steigen könnte - ein Retter sozusagen, der dem Hauen und Stechen endlich ein Ende setzen könnte. Doch mit jeder Woche, mit jeder Vorwahl wird das zunehmend unwahrscheinlich. In Wirklichkeit glaubt niemand, der die Lage realistisch einschätzt, noch an einen Retter.
Doch die Kardinalfrage ist: Wer könnte Obama schlagen? Nach wie vor sagen die Umfragen Romney die größten Chancen voraus. Doch auch er hat in der Gunst der Wähler verloren. Die Politik-Webseite Realclearpolitics errechnet aus den wichtigsten Umfragen einen Durchschnitt: Demnach würde Obama derzeit Romney mit 49 gegen 44 Prozent der Stimmen besiegen - das sah vor einigen Wochen schon einmal deutlich besser aus für die Republikaner.
Das ist das Risiko des immer schärferen und zunehmend hässlichen Vorwahlkampfes: Je mehr sich die republikanischen Bewerber gegenseitig mit Schmutz bewerfen, desto mehr kann sich Obama die Hände reiben - die Republikaner liefern ihm frei Haus Munition, die er später selbst verwenden könnte. Noch hält das Weiße Haus Romney für den wahrscheinlichsten Gegner im November.