Ich vermisse Gott! Ohne den regelmäßigen Kontakt zur Gemeinschaft, dem fast täglichen Aufsuchen eines Kirchraums oder dem intensiven Miterleben des Kirchenjahrs hat sich ganz einfach ein spirituelles Vakuum gebildet. Gott ist kein Automatismus mehr, Begegnungen mit ihm wurden weniger und dies führte zu einem Verlustgefühl.
Ich bin zurück! Drei Monate habe ich eine „Spiritus-Pause“ eingelegt, um in Ruhe mit meiner kleinen Familie Teile der Welt zu bereisen. Inzwischen sind wir zurück in Deutschland und genießen ein ganzes Jahr Teilzeit-Elternzeit. Sprich, wir haben uns für diese Zeit aus dem aktiven Gemeindeleben verabschiedet, die große Dienstwohnung gegen das ehemalige Kinderzimmer meiner Frau eingetauscht und den Kindergartenplatz unserer Tochter aufgegeben, um 24/7 Zeit mit ihr, uns und schönen kleinen Projekten zu haben.
Seit mittlerweile sechs Monaten bin ich nun kein Teil des aktiven Gemeindelebens mehr und anfänglich spürte ich eine Leere in mir. Ich dachte, ich vermisse die Menschen, die in den letzten Jahren immer an unserer Seite waren und die uns als Familie unterstützt haben. Ich hielt diese Leere für eine Art Heimweh, nie wieder an dem Ort zu wohnen, wo wir eine wundervolle Zeit, ein erfülltes Leben hatten, den Ort, an dem unsere Tochter zur Welt kam. Das war es aber gar nicht! Die Menschen, die ich mehr ins Herz geschlossen habe, sind weiterhin Teil meines Lebens. Auch komme ich regelmäßig zurück an diesen Ort, gehe dort z.B. noch zur Friseurin oder zur Ärztin.
Es ist eigentlich ganz einfach: Ich vermisse Gott! Ohne den regelmäßigen Kontakt zur Gemeinschaft, dem fast täglichen Aufsuchen eines Kirchraums oder dem intensiven Miterleben des Kirchenjahrs hat sich ganz einfach ein spirituelles Vakuum gebildet. Gott ist kein Automatismus mehr, Begegnungen mit ihm wurden weniger und dies führte zu einem Verlustgefühl.
Ich hatte unterbewusst Angst, Gott zu verlieren. Das war sehr tiefgreifend, denn wenn ich Gott verliere, verliere ich auch mich. Seine Anwesenheit gibt meinem Leben eine Stabilität, die ich durch nichts anderes ersetzen kann. Letztlich ist meine ganze Wochen- und Jahresstruktur auf ihn ausgerichtet, auf seine Geburt, seinen Tod, seine Auferstehung und auf jeden Sonntag, an dem ich ihn die letzten fünf Jahre immer getroffen habe.
Ich habe Gott einfach vermisst und jetzt, wo ich weiß, was diese Leere verursacht hat, bin ich viel ruhiger. Ich weiß, dass ich nicht die alte Gemeinde und den alten Ort vermisse, den ich ja so nicht wieder haben kann, sondern dass es eben Gott, die Begegnungen mit ihm und die Teilhabe an seinem Leben sind, die ich zum Glück überall und zu jeder Zeit alleine haben kann.
Seit ich das für mich geklärt habe, ertrage ich auch wieder Gottesdienste, die nicht die Traditionen meiner alten Kirchengemeinde zelebrieren. Anfänglich fand ich es in unserer jetzigen Gemeinde vor Ort z.B. schrecklich, dass bei der dritten Strophe von „O du Fröhliche“ das Licht nicht ausgeschaltet wird. Der ganze Weihnachtsgottesdienst war für mich gelaufen. Ich habe nur noch daran gedacht, wie sehr ich meine alte Gemeinde vermisse und dass es niemals mehr so schön werden kann, wie sie und ich es immer hinbekommen haben. Jetzt ist mir bewusst, dass ich das Gefühl vermisse, etwas Schönes für Gott zu tun, ihn damit zu ehren und ihm meine Dankbarkeit auszudrücken. Seit ich das erkannt habe, kann ich neue erfüllende und spirituelle Momente sammeln. Ich kann jetzt mit meiner Tochter den Kindergottesdienst besuchen, um ihr meinen besten Freund vorzustellen. Ich habe dafür Zeit, weil ich eben keine pastoralen Verpflichtungen vorne am Altar habe.
Ich habe eine wunderbare und erfüllende Zeit mit meiner Familie, seit ich Klarheit darüber erlangt habe, was mir gefehlt hat. Der Verlust des regelmäßigen Kontakts mit Gott und der spirituellen Gemeinschaft hat eine Leere in mir hinterlassen. Aber da ich diese Leere erkannt habe, bin ich jetzt in der Lage, sie wieder zu füllen. Es scheint, dass ich jetzt eine neue Freiheit und Flexibilität gewonnen habe, um meine Beziehung zu Gott auf eigene Weise zu pflegen.