Aus jedem einzelnen dieser Anlässe kann immer auch eine spirituelle Erfahrung erwachsen: Wenn ich Flügelhorn übe z.B., dann bin ich meistens nicht alleine, sondern gebe Gott ein Privatkonzert. Er ist immer sehr liebevoll, geduldig und freut sich, dass ich übe. Ich höre ihn manchmal sagen: „Versuche es nochmal, Du bist mein Kind, klar kannst du das!“.
Am Freitag vor dem Konfirmand:innenunterricht da spüre ich, wie die heilige Geistkraft noch mal extra eine Stille im Kirchraum schafft, als würde sie diesen schwarzen Eierkarton-Schaumstoff an die Wände hängen und den Boden mit Teppich auslegen. Oft mache ich mir den Spaß die Mikrofonanlage ganz aufzudrehen, mir ein Playback aus dem Netz zu suchen und ganz laut mitzusingen. Samstags, wenn ich mir alles am Altar an die passende Stelle rücke, so wie ich es gerne hätte, treffe ich immer Jesus, er „kreuzt meinen Blick“.
Nicht selten fange ich an mit ihm zu sprechen, meistens beginnt es verschämt, muss mich erst überwinden und den Gedanken an Selbstgespräche bei Seite schieben. Mir gelingt es nicht immer diese zu vertreiben, aber manchmal kommt es wirklich zu einem tollen Gespräch, zu richtigem Deep-Talk!
Ich mag die Treffen mit den Dreien, bzw. mit dem Einem, wie sagt man das wohl korrekt? Egal, tut nichts zur Sache! Es ist so einfach, ich muss mich nicht extra verabreden. Irgendwer ist immer da, als würden sie dort wohnen. Tolle Familie, es ist immer aufgeräumt und eine:r ist immer zu Hause und hat Zeit für mich.
Seit knapp einem Jahr, besuche ich sie nicht mehr so oft, es gibt kaum noch Anlässe! Ich müsste mich jetzt schon mit ihnen verabreden. Mache ich aber nicht!!! Meine Spiritualität ist jetzt nämlich im Homeoffice, bzw. im Homeschooling, ich müsste sie neu lernen. Fehlt mir aber die Lust, also habe ich beschlossen, ich habe Ferien. Ich sitze das jetzt aus, lege mir keine neue Spiritualität zu. Ich vermisse die Gottesfamilie schon und eigentlich könnte ich sie ja auch noch besuchen, bin ja schließlich eine Einzelperson, aber irgendwie mache ich das nicht. Da hilft auch die Fastenzeit nicht, in der ich mir vornehmen könnte, häufiger Dates mit Gott klarzumachen. Ich habe einfach momentan keine Kraft, mich irgendwo zu disziplinieren, wenn es nicht unbedingt sein muss. Es ist eben schwer, sich im Homeoffice aufzuraffen und bei mir leidet da keine Herstellung von Klopapier oder Unterrichtsdurchführung, sondern eben die Spiritualität.