Gegen 10 Uhr teilte die Crew der "Open Arms" mit, dass sie in der Nähe der "Sea-Watch 4", also zwei Seemeilen vor Palermo, vor Anker gehen würde. Die "Open Arms" hatte in Seenot geratene Menschen in der vergangenen Woche aus dem Mittelmeer gerettet, aber bislang keine Erlaubnis zum Einlaufen in einen europäischen Hafen erhalten. Die Situation an Bord war außer Kontrolle geraten. Das spanische Rettungsschiff war zu dem Zeitpunkt in Sichtweite der "Sea-Watch 4". Die Seenotretter unter deutscher Flagge wurden gebeten, ihre Schnellboote in Bereitschaft zu versetzen, um im Notfall Hilfe leisten zu können.
Constanze Broelemann, Jahrgang 1978, leitet die Graubündner Redaktion der evangelisch-reformierten Zeitung in Chur. Die Zeitung "reformiert" ist die auflagenstärkste evangelische Zeitung in der Schweiz. Außerdem arbeitet sie in Teilzeit im Pfarramt in der Schweiz und macht schwerpunktmäßig Konfirmandenarbeit.
Gegen 10.30 Uhr konnte die Crew der "Sea-Watch 4" per Fernglas sehen, dass Menschen von Bord des spanischen Rettungsschiffes sprangen. Zunächst zwanzig Menschen und in der Folge insgesamt 74 Menschen, die vom Achterdeck des spanischen Rettungsschiffes ins Meer sprangen. In Absprache mit den italienischen Behörden startete die Crew die Schnellboote, um Menschenleben zu retten. "Die italienische Küstenwache hat uns die Erlaubnis gegeben, alle Menschen in Seenot zu retten", sagt Kapitän Stevan Nokovic.
Drei Boote - die Schnellboote "Tango" und "Bravo" sowie das POB (person over bord) - wurden von der "Sea-Watch 4" zur Unterstützung im Seenotfall vor Palermo aufgeboten. Die italienische Küstenwache kam selbst mit Schnellbooten und einem Helikopter. Zeitweise waren 12 Boote in die Rettung involviert. Unter Koordination der italienischen Küstenwache, halfen die Crews der Schnellboote der "Sea-Watch 4", Menschen im Wasser ausfindig zu machen. Die Küstenwache und die Schnellboote der "Open Arms" retteten die Menschen aus dem Wasser. Derzeit ist im Rotationsrhythmus ein Schnellboot der "Sea-Watch 4" in der Nähe der "Open Arms", um die Situation zu beobachten. Nach und nach bringen die Italiener die Schiffbrüchigen an Land. Am Abend sollen alle restlichen 200 Migrant*innen von der "Open Arms" auf ein italienisches Quarantäneschiff gebracht werden. Bereits zuvor hatte das spanische Rettungschiff um das Einlaufen in einen maltesischen Hafen gebeten und wurde zweimal zurück gewiesen. Dann machte sich die "Open Arms" in Richtung Sizilien auf.