Die Frage der Woche, Folge 111: Wie war der Christliche Medienkongress?
Am Wochenende war wieder der "Christliche Medienkongress" in Schwäbisch Gmünd. Wie war es diesmal?

Liebe evangelisch.de-Nutzerinnen und -Nutzer,

in den vergangenen Tagen (11.-13. Januar) war wieder der "Christliche Medienkongress" in Schwäbisch Gmünd. Der Kongress wird maßgeblich getragen und organisiert vom evangelikalen Spektrum der kirchlichen Publizistik, und deshalb ist es immer wieder ein Abenteuer, alle zwei Jahre da hinzufahren. Das tun wir auch, weil das GEP, in dem auch evangelisch.de gemacht wird, ebenfalls traditionell zu den Veranstaltern gehört.

Der Kongress lebt von zwei Teilen: dem geplanten Programm mit Rednern und Workshops und den Begegnungen drumherum. Die Redner werden meiner Beobachtung nach eher danach ausgewählt, dass sie Christinnen und Christen sind, fachliche Kriterien spielen da manchmal erst die zweite Geige. Das war diesmal größtenteils anders, und das hat dem Kongress gutgetan, auch wenn die Redner natürlich alle Christen und Christinnen sind.

Diesmal waren Anja Würzberg (Leiterin Fernsehredaktion Religion und Gesellschaft beim NDR), Martin Schleske (Geigenbauer und Autor unter anderem von "Der Klang"), Daniel Böcking (stellvertretender Chefredakteur der "Bild"), Jörg Bollmann (Direktor des GEP) und Heinrich Bedford-Strohm (EKD-Ratsvorsitzender) als Redner geladen, außerdem Marktforscher von Insa und aserto und fünf junge christliche Medienschaffende für ein Podiumsgespräch.

Schwierig war die obligatorische Hierarchen-Runde evangelischer Publizistik, mit Jörg Bollmann (GEP), Jörg Dechert (ERF), Christoph Irion (KEP) und Helmut Matthies (idea). Die aktuelle Kontroverse um die Abschaffung des Paragraphen 219a - Werbeverbot für Abtreibungen - drohte die Diskussion zu überlagern, aber Lars Harden von aserto wies die Runde zu Recht zurecht: Eine Gruppe aus lauter Männern sollte sich nicht anmaßen, diese Diskussion führen zu wollen, und bekam dafür deutlichen Applaus.

An der Runde wurden die Trennlinien aber wieder einmal deutlich, die zwischen unterschiedlichen Frömmigkeitsstilen bestehen. Wer nur eine Wahrheit zulassen kann, wird immer Konfrontationen auslösen. Gerade dann, wenn er sich nicht mit der Sache selbst befasst, sondern stattdessen die Vertreter der anderen Meinung in Bausch und Bogen verdammt. Wie das mit der Pluralität stattdessen gehen kann, hat Jörg Bollmann in seinem Vortrag gut beschrieben:

"Natürlich ist es Aufgabe der evangelischen Publizistik, in dieser Frage um den rechten christlichen Weg zu streiten. Aber bitte in Anerkennung der Freiheitsgrade, die der evangelischen Publizistik im Besonderen durch die Definition im publizistischen Gesamtkonzept und der Presse im Allgemeinen durch die grundgesetzlichen Bestimmungen eingeräumt werden. Und, ich sage es noch einmal, ich bitte um sachliche Fairness, liebevoll einander zugewandt in der gegenseitigen Achtung, dass alle von uns auf Grundlage ihrer Glaubensüberzeugungen handeln, kommunizieren und kommentieren."

Für mich ist diese gegenseitige Achtung diesmal in vielen Gespräche mit Menschen ganz unterschiedlicher Frömmigkeiten deutlich geworden. Ich gehöre nicht zu den Christen, die sich selbst vorwiegend über Christsein definieren. Ich gehöre nicht zu denen, die in allem, was sie tun, nach Spuren von Jesus suchen. Und erst recht nicht zu denen, die an Spontanheilung durch Gebete glauben und an Dämonen, die auf bedrückten Herzen lasten und von Menschen erspürt und weggebetet werden können, die vom Heiligen Geist gerade besonders durchdrungen sind. Auch solche Geschichten gab es auf dem Christlichen Medienkongress zu hören, und da steige ich dann aus.

Aber die Diskussionen waren ansonsten produktiv. Zum Beispiel bei der Idee, dass "regelmäßige Bibellektüre" das entscheidende Kriterium für Christlichkeit sein solle. Da erhebe ich Widerspruch, aber es hat sich eine gute Twitter-Diskussion daraus ergeben. Das ist das positive Fazit, das ich von meinem diesjährigen Besuch in Schwäbisch Gmünd ziehen kann: Ich hatte gute Diskussionen, offline und online, die sich aus einer entspannteren Haltung zwischen Evangelikalen und Landeskirchlern ergeben haben (die oben angesprochenene Kontroverse explizit ausgenommen). Diese Entspannung bei mir selbst zu erleben und trotzdem fest auf der Basis meines eigenen Glaubensverständnis zu stehen, hat mir auch ein bisschen gut getan. Ich habe mit diesem entspannten Umgang vorher so nicht gerechnet. Es ist eben auch gut, immer wieder überrascht werden zu können.

Ich wünsche euch und Ihnen einen guten Start in die Woche!


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