Die Journalistin und Medienmanagerin Tanit Koch ermuntert die Medienbranche dazu, stärker die Chancen Künstlicher Intelligenz (KI) als deren Risiken zu sehen. KI sei ein Freund des Journalismus, sagte Koch am Donnerstag beim christlichen Medienkongress Moveo in Kassel. Sie erledige Routineaufgaben, helfe unter anderem bei der Recherche und der gezielten Ansprache von Zielgruppen.
KI nehme Arbeit ab, aber nicht den Journalismus weg. "Ich glaube nicht an die feindliche Übernahme unserer Branche durch die KI", sagte Koch. Sie räumte zugleich ein: "Natürlich gibt es Missbrauch." Doch auch wenn Gefahren unter anderem durch Desinformation, Manipulation und Urheberrechtsverletzungen bestehen, stehe keine "digitale Apokalypse" bevor, wie es gelegentlich suggeriert werde.
Die Branche sollte nach den Worten Kochs die Künstliche Intelligenz nutzen, um besseren Journalismus zu machen, nicht um Personal einzusparen. Der Faktor Mensch werde nicht verschwinden, nur Journalist:innen könnten rausgehen, Menschen treffen und Empathie entwickeln.
Aus Kochs Sicht hat sich der Journalismus in der Vergangenheit nicht als starker Innovationstreiber erwiesen. Bahnbrechende Erfindungen seien meist außerhalb der Medienbranche erfolgt und hätten diese dann grundlegend verändert. Koch erklärt sich die verbreitete Skepsis gegenüber technisch getriebenen Veränderungen damit, dass sich Journalist:innen berufsbedingt als kritische Geister sehen und Neues stets stark hinterfragen.
Die Medienmanagerin ermunterte dazu, nicht allein die journalistische Frage zu stellen: "Was macht KI mit der Gesellschaft?" Hinzutreten müsse das Nachdenken darüber: "Was machen wir denn mit der KI?"
Koch war Chefredakteurin der "Bild"-Zeitung, Geschäftsführerin des Nachrichtensenders n-tv sowie Chefredakteurin der RTL-Zentralredaktion. Im Bundestagswahlkampf 2021 beriet Koch den Unions-Spitzenkandidaten Armin Laschet (CDU). Derzeit ist sie freiberuflich als Journalistin und Beraterin tätig
Der zweitägige Moveo-Kongress zum Thema "Medien, Glaube und KI - Wo künstliche Intelligenz auf göttliche Weisheit trifft" geht am Freitag zu Ende.