Die Frage der Woche, Folge 66: Schon Pläne für 2017?
Kann es im Reformationsjubiläumsjahr 2017 zu viel Luther geben?

Liebe evangelisch.de-Nutzerinnen und -Nutzer,

bei mehreren Gelegenheiten in der vergangenen Woche ist mir das Reformationsjubiläum 2017 auf den digitalen Schreibtisch geflattert. Das wird in den nächsten Monaten noch häufiger passieren - 2017 rückt so nahe, dass man sich dem kaum entziehen kann. In dem Jubiläumsjahr wird es mindestens 20 Kampagnen zum Thema Reformation, Luther und/oder irgendwas mit Thesen geben. Jede und jeder auch nur halbwegs prominente Mensch wird gefragt werden, seinen Senf zur Reformation dazuzugeben. (Da es in den Gegenden der Reformation sehr gute Bratwürste gibt, ist das übrigens ein angemessenes Bild.)

Dabei habe ich mir zwischendurch die Frage gestellt: Ist das Overkill, wenn 2017 wirklich "Reformation! Was heißt das heute für Sie?" von allen Dächern schallt? Das scheint mir nämlich die am häufigsten gestellte Aufgabe zu sein, die Interviewpartner in den kommenden 14 Monaten lösen müssen. Zu viel Luther, geht das überhaupt, wenn der Reformator der "zweitgrößte Deutsche" nach Konrad Adenauer und vor Karl Marx ist?

Der ein oder andere reformierte Christ wird sich 2017 sicherlich von den Lutherbildern erdrückt fühlen. Denn die 500-Jahr-Feier ist unverbrüchlich mit dem Mönch aus Erfurt verbunden. Das werden sich alle zunutze machen, die mit dem Bild und Image Luthers Menschen anziehen wollen: Die Lutherstädte ebenso wie die Tourismus-Verbände und die säkularen Medien. Andere Reformatoren (Melanchthon, Calvin, Zwingli und so weiter) sind 2017 einfach nicht dran. Sie eignen sich auch nicht so als Zugpferd wie Martin Luther, dessen Namen die meisten Deutschen zumindest schonmal gehört haben. Ein unschlagbarer Vorteil, den Gestalten wie der Reformator meiner Geburtsstadt, Johannes a Lasco, nicht von sich behaupten können. So werden 2017 also alle Luther vor ihren Karren spannen, und wer nicht rechtzeitig zur Seite springt, wird vom dem medialen Hypetrain mitgenommen.

Das finde ich aber ganz gut. Auch wenn uns Interessierten und Engagierten die ähnlichen Fragen und erwartbaren Antworten spätestens im September 2017 vorkommen werden wie eine Gebetsmühle, die sich immer im Kreis dreht, stecken in den vielen Gesprächen zum Thema Reformation doch auch spannende Gedanken. Und es wird etwas passieren, das nur alle 100 Jahre wiederkommt: Das Fundament des deutschen Protestantismus wird in aller Munde sein. Das ist dann eben der Vorteil, wenn 2017 niemand den Lutherbildern und Reformationsfragen entkommen kann.

Irgendwer wird sich natürlich über "zu viel Luther" beklagen. Irgendwer jammert ja immer. Aber ohne Luther in aller Munde würde das Reformationsjubiläum erst recht verpuffen. Was von dem Feierjahr am Ende bleibt, wissen wir jetzt noch nicht. Wir wissen nur: Wir werden feiern und ganz viel reden. Ersteres fällt Protestanten manchmal schwer, letzteres nicht. 2017 ist unsere Gelegenheit, mit jedem über Luther, Reformation und Glaube zu reden. Egal, ob die dutzenden Kampagnen zwischen Kirchentag, Deutschlandfunk und Landeskirchen kein einheitliches Logo haben oder in die gleiche Richtung weisen. An Luther und der Reformation kommt 2017 niemand vorbei. Das ist allemal besser als das Gegenteil - schade wäre nur, wenn es im Oktober 2017 immer noch Menschen gibt, die in dem Jubiläumsjahr nichtmal ein einziges Lutherbild gesehen haben.

Ich wünsche euch und Ihnen ein gesegnetes Wochenende!


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