Weg ins Herz der Kirche
In der Gemeinschaft schlägt das Herz der Kirche. Gemeinden dabei zu unterstützen, Gemeinschaft zu schaffen, ist meine nächste Aufgabe - bei ChurchDesk in Berlin.

"Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen." Den Satz aus dem Matthäus-Evangelium (Matthäus 18,20) kennen alle. Es ist sein Hinweis, dass das gemeinsame Gebet stärker ist als das einsame Gebet. Gemeinsam ist es auch leichter, den eigenen Glauben zu finden als mit den Zweifeln und den Fragen allein zu sein.

Unter anderem deshalb gibt es die Gemeinde. Glauben kann jede*r für sich allein. In der Gemeinde fällt aber die Glaubenspraxis leichter. Das fällt jedem auf, der schonmal mit fünf Leuten in einer großen Kirche einen Gottesdienst gefeiert hat. Gottesdienst, Gebet und Gesang sind gemeinsam leicher und schöner.

Aber nicht nur das. In der Gemeinschaft schlägt das Herz der Kirche, aber Gemeinschaft ist viel mehr als Gottesdienst. Dazu gehören auch Konzerte, Pfadfinder und evangelische Jugend, Gartenfeste, Chorsingen, Flüchtlingshilfe und was auch immer in der Gemeinschaft passiert, die sich um Kirche und Gemeindehaus gruppiert.

Es sind diese Erlebnisse, die Menschen in der Kirche halten und ihnen Vorbilder und Beispiele geben, wie ein gutes, friedliches, schönes Miteinander aussehen kann. Jede Glaubensbiographie beginnt mit Erlebnissen und Begegungen, ob als Kind, Jugendliche oder Erwachsene.

Organisation, Information, Kommunikation

Es ist nahezu tragisch, wenn Gemeinden solche Kontakte nicht aufbauen, pflegen und verstärken können. Sei es, weil sie sich selbst genug sind (selten), sei es, weil sie mit allem, was schon passiert, genug zu tun haben (häufig) oder sogar, weil zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen einfach nicht genug Zeit ist, überhaupt auf mehr als das Nötigste zu achten (oft).

Ein Weg, das anders zu machen, führt über Organisation, Information und Kommunikation. Eine gut organisierte Gemeinde hat mehr Freiräume, weil sie weniger Aufwand für Verwaltungsdinge braucht. Eine gut informierte Gemeinde weiß besser, wer was braucht und wen was interessiert. Eine gut kommunzierende Gemeinde kann ihre Angebote immer denjenigen machen, die tatsächlich danach suchen und sich genau auf diese Dinge freuen, vom Pfadfinderlager bis zur Bachkantate.

Vor allem aber kann es nichts ein, dass jemand erst dann etwas von seiner Kirche hört, wenn er oder sie schon ausgetreten ist. Dabei ist nicht ganz so wichtig, ob das die Gemeinde, der Kirchenkreis, die Landeskirche oder die EKD ist: Hauptsache, die Person hört etwas. Und zwar nicht in der Gestalt eines Formalaktes.

Wenn die Gemeinden vor Ort das schaffen können, ist das eine Win-Win-Situation: Gemeinden vor Ort leben davon, dass Menschen vor Ort mitmachen. Die Kirche als Ganze lebt davon, dass Menschen ihr gewogen bleiben und verstehen, wofür sie Kirchensteuer zahlen.

Nicht mit erhobenem Zeigefinger

Was ist mit Solitärchristen - denen, die glauben und (vielleicht) Mitglied in der evangelischen Kirche sind, aber keine Gemeinschaft haben, in der sie ihre Glaubenspraxis leben können? Auch die freuen sich darüber, von ihrer Kirche etwas zu hören. Aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger der Weihnachtspredigt an die "U-Boot-Christen", die nur zweimal im Jahr in der Kirche auftauchen. Vielleicht ist es doch das eine Konzert oder die Taufe eines Bekanntenkindes, die Langeweile am Sonntagmorgen oder das Bedürfnis, sich gesellschaftlich zu engagieren, Neugier oder einfach der Versuch, gerade nicht allein zu sein, das sie irgendwann packt. Dann muss die Gemeinde vor Ort da sein, ansprechbar und willkommen heißend.

Selbst wenn sie nicht vorbeikommen, hilft es vielen Menschen, als Teil einer Gemeinschaft angesprochen zu werden, wenn sie denn schon dazugehören. Auch Online-Formen zum Mitlesen – vom Newsletter bis zu Social-Media-Kanälen – können ihnen das Gefühl vermitteln: Auch wenn ihr selten in Kirchen und Gemeindehäuser kommt, seid ihr Teil des Leibes Christi!

Nach zehn Jahren in der christlichen Publizistik, die ein "Mitlesen in Zugehörigkeit" vorbildlich ermöglicht, will ich mich dieser Aufgabe widmen. Deswegen gehe ich im Frühjahr 2020 zu ChurchDesk nach Berlin. Da habe ich die Gelegenheit und die Aufgabe, mit Landeskirchen, Bistümern, Kirchenkreisen und Gemeinden über alle diese Dinge zu reden, und kann gleichzeitig richtig gute Werkzeuge anbieten, mit denen diese Fragen beantwortet werden können. Diese Werkzeuge darf ich dann auch noch mit allen Nutzer*innen weiterdenken. Ich freue mich darauf – und auch darauf, in neuer Position viele von euch und Ihnen weiterhin zu treffen, die ich in den vergangenen zehn Jahren kennenlernen durfte!

Vielen Dank für's Lesen und Mitdenken!

P.S.: Mein Blog hier schreibe ich erstmal weiter, denn ich bin noch bis Februar 2020 im GEP. Danach? Das wird sich ergeben.


Im Blog Confessio Digitalis schreibe ich meine Beobachtungen, Links und Interviews zu den Themen Digitalisierung, Digitale Kirche und digitalisierte Welt auf. Ich bin erreichbar auf Twitter als @dailybug.

P.S.: Leser*innen haben mich darauf hingewiesen, dass "Digitalis" auch der Name der Fingerhut-Pflanzen ist, die zu Gift verarbeitet werden können. Das lässt den Blogtitel "Confessio Digitalis" natürlich ein bisschen fies klingen. Andererseits behandelt man mit Digitalis-Präparaten auch Herzprobleme. Und dass das digitale Herz der Kirche besser schlägt, ist mir ein Anliegen. Deswegen lasse ich den Namen des Blogs so - nehmt es als Präparat!