Kollektomat in der Marktkirche Hannover
Julian Stratenschulte/dpa
Der sogenannte "Kollektomat" als bargeldlose Spendenmö†glichkeit steht seit knapp einem Jahr neben einem Klingelbeutel in der Marktkirche in Hannover. In Mannheim startet der Versuch in diesem Dezember.
Spenden mit Bankkarte
Landeskirche Baden startet digitale Kollekte
Egal ob Supermarkt, Tankstelle oder Einzelhandel – wenn es ums Bezahlen geht, wird immer öfter auf die Karte oder das Smartphone zurückgegriffen. In der Christuskirche in Mannheim steht seit wenigen Tagen eine digitale Spendenstele. Das teilte die Landeskirche Baden in einer Pressemitteilung mit.

Wer am Ende eines Gottesdienstes eine Kollekte geben und damit Schwerpunkte kirchlicher Arbeit oder diakonische Aufgaben unterstützen möchte, muss in der Regel noch auf Bargeld zurückgreifen. Um das zu ändern, startet die Evangelische Landeskirche in Baden in Mannheim ein Pilotprojekt für die digitale Kollekte.

Gottesdienstbesucher:innen die durch das Hauptportal den Kuppelbau der Christuskirche betretten, entdecken ab sofort im Eingangsbereich eine schmale Stele: Knapp anderthalb Meter groß und 25 Zentimeter breit. Dort ist die Technik integriert, die das bargeldlose Spenden möglich macht - ein einfaches Tablet mit Mobilfunkkarte und darunter ein Kartenlesegerät. Und wer für seine Gabe eine Spendenbescheinigung haben möchte, kann sie am Terminal direkt anfordern, heißt es in der Presseerklärung.

"Die Kartenzahlung ist die Bezahlart, die in der älteren Zielgruppe am meisten akzeptiert ist", weiß Sebastian Carp, Fundraiser der Evangelischen Kirche in Mannheim und Mitarbeiter der Servicestelle Fundraising im Evangelischen Oberkirchenrat. Der 53-jährige Pfarrer beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit der digitalen Kollekte und hat unter anderem in der gleichnamigen Arbeitsgemeinschaft der EKD mitgearbeitet. 

Seine Erfahrung fließt auch in das einjährige Mannheimer Pilotprojekt ein, dessen Erkenntnisse für die gesamte Evangelische Landeskirche in Baden maßgeblich sein sollen. Schließlich gilt es, gleich mehrere Aspekte zu beachten, damit digitale Kollekte aus Sicht der Gemeinden und der Spender funktioniert und Sinn macht. "Am Anfang ist nur oft geguckt worden, was technisch machbar ist, aber die Wirtschaftlichkeit wurde außer Acht gelassen", blickt er zurück. Ein zu kurzer Ansatz. Denn eine Hürde, an der die Umsetzung bargeldloser Kollekten bisher oft gescheitert sei, ist die Höhe der laufenden Kosten. 

1,69 Prozent der Kollekte als Gebühr abgezogen

Monatliche Gebühren, die Gemeinden für das Vorhalten der Infrastruktur hätten zahlen müssen, stehen in keinem vernünftigen Verhältnis zur erwartbaren Höhe der Kollekten, so Carp. Denn während beispielsweise Einzelhändler an fünf bis sechs Tagen pro Woche bargeldlose Zahlungssysteme nutzen und sich Fixkosten so über höhere Umsätze eher amortisieren lassen, sind die Voraussetzungen für Kirchen doch ganz andere. "Wir haben in der Regel ja nur an einem Tag der Woche geöffnet und sammeln dann Kollekten ein", stellt Carp fest. Zu wenig, um ein System zu nutzen, bei dem monatliche Pauschalbeträge bezahlt werden müssten. 

Die Lösung ist aus Sicht von Sebastian Carp ein volumenbasiertes Gebührensystem mit geringen monatlichen Fixkosten. Gefunden hat der Fundraising-Manager ein passendes Modell bei dem englischen Dienstleister Payaz, der mit der anglikanischen Kirche zusammenarbeitet und dadurch den besonderen Bedarf von Kirche kennt. "Da zahlen wir 800 bis 900 Euro für die Anschaffung der Säule", sagt Carp. Dazu kommt eine Gebühr in Höhe von 1,69 Prozent der Kollekte. Die Betriebskosten in Höhe von jährlich rund 100 Euro übernimmt in Mannheim der Stadtkirchenbezirk. Damit dürfte er aber auch weitere Säulen betreiben. 

Auch wenn die Evangelische Landeskirche in Baden ein System gefunden hat, das keine zu hohen Kosten im laufenden Betrieb erzeugt. Dennoch müsse abgewogen werden, welche Gemeinde und welche Kirche für eine digitale Kollekte in Form von Kartenzahlungen in Frage kommt. "Die Christuskirche in Mannheim hat gut besuchte Gottesdienste und ein hohes Kollektenaufkommen", erzählt Carp. Zudem finden dort viele kirchenmusikalische Extraveranstaltungen statt. "Kostenlose Konzerte, bei denen um eine freiwillige Spende gebeten wird, zum Beispiel zur Unterstützung der Kirchenmusik." 

Die technische Infrastruktur in den Gebäuden, in denen digitale Kollekten gesammelt werden sollen, spielt bei der Planung ebenfalls eine wichtige Rolle. Ein W-Lan-Netz gibt es in der Mannheimer Christuskirche zwar nicht, dafür ein stabiles Mobilfunknetz im Ausgangsbereich. Deswegen haben sich die Verantwortlichen dazu entschieden, dort die Kollektenstele mit Tablet und integrierter Mobilfunkkarte aufzubauen. Eine passgenaue Lösung für diesen Standort, damit Kirchenbesucher ab Sonntag bargeldlos ihre Kollekte geben können.