Ein Liebes-Hörkurs in zehn Lektionen
Wenn Liebe nicht erwidert wird, kann das richtig schlimm wehtun. Dann sagt man vielleicht Dinge, die hart klingen. Auch als Prophet.

Ist es möglich? Kann man aus Liebe wütend schreien? Kann man seinen Mitmenschen die schlimmsten Dinge an den Hals wünschen, weil man liebt? Natürlich kann das geschehen, wenn die Liebe nicht geteilt wird. Wer durchdrungen ist von einer Liebe, die andere nicht teilen, kann rasend werden.

 

Wie furchtbar muss es den Propheten Israels ergangen sein, die von ihrer Liebe zu Gott ganz erfüllt waren und die ansehen mussten, dass ihre Freunde, ihre Nachbarn, ihr ganzes Volk, dass alle sich vor dieser Liebe verschließen. Der Prophet Amos muss zusehen, wie sein Volk die Liebe nicht nur verweigert, sondern sie verletzt. Sie meinen Gott zu dienen, und gleichzeitig pressen sie die Armen unter ihnen aus – bis aufs Blut.

Amos 8,4-10 (Gegen den Wucher der Reichen)

Höret dies, die ihr die Armen unterdrückt und die Elenden im Lande zugrunde richtet und sprecht: Wann will denn der Neumond ein Ende haben, dass wir Getreide verkaufen, und der Sabbat, dass wir Korn feilhalten können und das Maß verringern und den Preis steigern und die Waage fälschen, damit wir die Armen um Geld und die Geringen um ein Paar Schuhe in unsere Gewalt bringen und Spreu für Korn verkaufen?


Der HERR hat bei sich, dem Ruhm Jakobs, geschworen: Niemals werde ich diese ihre Taten vergessen! Sollte nicht um solcher Taten willen das Land erbeben müssen und alle Bewohner trauern? Ja, es soll sich heben wie die Wasser des Nils und sich senken wie der Strom Ägyptens. Zur selben Zeit, spricht Gott der HERR, will ich die Sonne am Mittag untergehen und das Land am hellen Tage finster werden lassen. Ich will eure Feiertage in Trauer und alle eure Lieder in Wehklagen verwandeln. Ich will über alle Lenden den Sack bringen und alle Köpfe kahl machen und will ein Trauern schaffen, wie man trauert über den einzigen Sohn, und sie sollen ein bitteres Ende nehmen.

Solche Worte sind wie Schläge – und doch sind sie aus der Liebe geboren. Amos spuckt sich die Verzweiflung aus dem Hals. Keine Vergebung! Ihr habt die Liebe betrogen! Das wird Gott Euch niemals vergessen, Kein Verziehen möglich, niemals.

 

Ist das noch Gottes Wille? Oder mischt sich da die Abscheu des Propheten selbst in diese Worte? Wer wie Amos die Gerechtigkeit liebt, wer so leidenschaftlich liebt wie er, kann an der Liebe verzweifeln. Dann scheint nichts mehr übrig zu sein, nichts ist mehr da, was noch eine gemeinsame Zukunft möglich machen könnte.

 

Und dennoch: Gott hat den Menschen immer wieder verziehen, er hat sich ihnen immer wieder zugewandt, trotz aller Enttäuschungen, trotz der Untreue, der Verletzung, der menschlichen Gleichgültigkeit und Ungerechtigkeit. Doch, es gibt es immer wieder Zukunft.

 

So ist das mit der Liebe.