Es ist verständlich und gleichzeitig traurig, dass manch einer solch starke Liebe zwischen zwei Menschen, solche Leidenschaft als Konkurrenz zur Liebe wahrnimmt, die der Mensch Gott entgegenbringt. Hingabe ist für sie diese Menschen dann gut, richtig oder rein, wenn es die Hingabe an Gott ist. Dabei kann man aus der Leidenschaft für einen anderen Menschen lernen, wie man Gott lieben kann. In der Bibel gibt es ein ganzes Buch, das von der leidenschaftlichen Liebe handelt.
Hohelied 8,1-7 (Der Höhepunkt des Hohelieds)
O dass du mein Bruder wärest, der meiner Mutter Brüste gesogen! Fände ich dich draußen, so wollte ich dich küssen und niemand dürfte mich schelten! Ich wollte dich führen und in meiner Mutter Haus bringen, in die Kammer derer, die mich gebar. Da wollte ich dich tränken mit gewürztem Wein und mit dem Most meiner Granatäpfel.
Seine Linke liegt unter meinem Haupt, und seine Rechte herzt mich. – Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems, dass ihr die Liebe nicht aufweckt und nicht stört, bis es ihr selbst gefällt.Wer ist sie, die heraufsteigt von der Wüste und lehnt sich auf ihren Freund? Unter dem Apfelbaum weckte ich dich, wo deine Mutter mit dir in Wehen kam, wo in Wehen kam, die dich gebar. Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich. Ihre Glut ist feurig und eine Flamme des HERRN, sodass auch viele Wasser die Liebe nicht auslöschen und Ströme sie nicht ertränken können. Wenn einer alles Gut in seinem Hause um die Liebe geben wollte, so könnte das alles nicht genügen.
Man merkt den beiden, die hier miteinander einen Geschmack von Unendlichkeit bekommen, an, dass sie fröhlich sind. Ihre Leidenschaft ist – bei aller Größe und Bedeutung – leicht und behutsam. Wer Leidenschaft mit Behutsamkeit zu verbinden lernt, wer in allen riesigen Gefühlen immer noch zärtlich zu bleiben vermag, der hat viel gelernt für die Liebe, die wir Gott entgegenbringen sollten. Unsere Liebe zu Gott sei leidenschaftlich – schließlich geht sie weit über den Tod hinaus – und doch muss sie auch immer aufmerksam, behutsam und zärtlich bleiben, damit unsere Liebe, damit unsere Leidenschaft für Gott nicht zum Fanatismus wird.
So ist das mit der Liebe.