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Frauenordination in der SELK
Mächtige Männer
chrismon: Herr Sommer, in der Selbständig Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) können nur Männer Pfarrer werden. Warum?
Michael Sommer: Die SELK ist sehr bibelverbunden. Für eine kleine Gruppe von Geistlichen folgt daraus als Identitätsmerkmal ihrer Kirche, dass Frauen nicht ordiniert werden dürfen. Sie berufen sich auf eine sogenannte "Schöpfungsordnung", wonach der Mann der Frau übergeordnet ist, und Bibelstellen wie 1. Korinther 14 und 1. Timotheus 2, in denen es heißt, dass die Frau im Gottesdienst schweigen soll.
Diese Bibelstellen sind ja nicht wörtlich zu verstehen.
Dem Apostel Paulus war es wichtig, dass sich die Gemeindemitglieder unauffällig verhalten und sich ihrer gesellschaftlichen Umgebung anpassen – damals dem Patriarchat. Gleichzeitig gibt es in den gleichen Briefen Stellen, aus denen hervorgeht, dass Frauen im Gottesdienst eine aktive Rolle gespielt und Gottes Wort verkündigt haben. Und auch in heutigen Gottesdiensten in der SELK schweigen die Frauen ja nicht, sondern wir haben Lektorinnen, die das Evangelium lesen, und Pastoralreferentinnen, die predigen.
Mit der theologischen Auslegung hat sich die SELK sicher auseinandergesetzt?