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Religiöse Rechte in den USA
"Trump gilt als von Gott gesandte Erlöserfigur"
chrismon: Frau Brockschmidt, seit dem Attentat wird Donald Trump als Messias gefeiert. Was steckt dahinter?
Annika Brockschmidt: Für die religiöse Rechte in den USA gilt Trump als von Gott gesandte Erlöserfigur. Dass er das Attentat überlebte, gilt für sie als eine Bestätigung dafür.
Bei der religiösen Rechten handelt es sich um eine Koalition aus Vertretern verschiedener christlicher Strömungen. Donald Trump ist zum dritten Mal verheiratet und hatte mehrere Affären. Wie passt das ins Bild einer christlichen Bewegung?
Trump entspricht nicht den Moralvorstellungen rund um das Bild des frommen, treuen Familienvaters, das die Evangelikalen predigen, aber er verkörpert ihre Vorstellungen von Männlichkeit. Evangelikale Eheratgeber stellen direkte Bezüge zwischen maskuliner Virilität und der nationalen Sicherheit her. Dass Trump selbst kein glaubhaft frommer Christ ist und keinen Lieblingsbibelvers zitieren kann, rechtfertigt die religiöse Rechte mit biblischen Vergleichen. Der Perserkönig Kyros beispielsweise sei selbst kein Christ gewesen und trotzdem Werkzeug Gottes. Auch König David dient als Beispiel, da er einen Mord in Auftrag gab, um Ehebruch zu begehen. Nach dieser Argumentation ist kein Verbrechen schlimm genug, um Trump die Unterstützung zu entziehen. Auch politische Ziele spielen eine Rolle: Trump hat der religiösen Rechten während seiner Amtszeit eine Mehrheit am Supreme Court verschafft.
Glauben die Anhänger der religiösen Rechten wirklich, dass Trump ein Erlöser ist, oder wünschen sie sich seinen Sieg, um ihre politischen Ziele durchzusetzen?