Am Sonntag im DLF
Mit den Toten leben?
Die Sterbenden kehrten "nicht heim zu Gott, sondern zurück zum Staub", aus dem sie gemacht sind. So formulierte zum Beispiel Eberhard Jüngel die "Entplatonisierung" des Todes. Der Tod sei "das Ereignis der die Lebensverhältnis total abbrechenden Verhältnislosigkeit." Die Toten sind ganz tot – mit Leib und Seele. Mit der "Ganztodtheorie" ist meine Theologengeneration groß geworden. In den letzten 20 Jahren hat zumindest teilweise ein Umdenken eingesetzt. Der Tod sei nicht nur Verhältnislosigkeit, sondern es bestehe eine "wechselseitige Beziehung zwischen den Lebenden und den Toten". Und: auch "die Verstorbenen müssen lernen, dass sie tot sind." So Hans-Martin Gutmann vor 20 Jahren. Heutige Theologinnen denken diese Kritik weiter und reden von einer "die weltlichen Grenzen überschreitenden Gemeinschaft der Toten und Lebenden".