Brandanschlag auf Wormser Synagoge
Unbekannte haben in der Nacht zum Montag einen Brandanschlag auf die Wormser Synagoge verübt. Die Feuerwehr konnte das Feuer schnell löschen, Verletzte gab es nicht. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) verurteilte den Anschlag scharf. Die Fahndung nach den Tätern blieb zunächst ohne Erfolg.

Nach Erkenntnissen der Ermittler wurde das Gotteshaus an verschiedenen Stellen mit einer brennbaren Flüssigkeit angezündet, wie der Wormser Polizeisprecher Klaus Weinmann mitteilte. Ein erster Notruf hatte die Polizei gegen 1.40 Uhr erreicht. Eine Zeugin hörte einen Knall und sah Feuerschein. Durch das schnelle Eingreifen der Feuerwehr konnten die Flammen rasch gelöscht werden. Die Wände der historischen Synagoge sind allerdings rußgeschwärzt. Nach dem Anschlag verstärkte die Polizei in Rheinland-Pfalz die Schutzmaßnahmen für jüdische Einrichtungen im Land.

"Wir werden einen solchen Angriff auf eine Synagoge nicht hinnehmen", sagte Beck laut Mitteilung. "Der oder die Täter müssen wissen, dass eine solche Tat gegen ein jüdisches Gotteshaus eine Grenzüberschreitung ist, die wir mit allen rechtsstaatlichen Mitteln verfolgen werden." Am Montagmorgen trafen Brandsachverständige an der Synagoge in der Judengasse ein. "Wir ermitteln in alle Richtungen", sagte ein Polizeisprecher. Die Fahndung nach den Tätern habe bislang noch nicht zu konkreten Ergebnisse geführt, so der Leitende Oberstaatsanwalt Klaus-Peter Mieth am Montag in Worms.

Im Fenster steckengeblieben

Ein oder mehrere Unbekannte hatten versucht, an acht Stellen an der historischen Synagoge in Worms Feuer zu legen und einen Brandsatz in das jüdische Gotteshaus geworfen. Der Brandsatz sei jedoch nicht ins Innere des Gebäudes gefallen, sondern im Fenster steckengeblieben, sagte Mieth. Größere Schäden an dem Gebäude hätten verhindert werden können, da eine Anwohnerin den Knall der zersplitternden Fensterscheibe gehört und sofort die Polizei informiert habe. Die Feuerwehr konnte den Brand schnell löschen. Die Außenmauern der Synagoge sind großflächig verrußt.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden rund um die Synagoge mehrere Flugblätter mit der Aufschrift "Sobald ihr nicht den Palästinensern Ruhe gebt, geben wir euch keine Ruhe!" gefunden. Bislang sei nicht klar, ob pro-palästinensische Kräfte hinter dem Brandanschlag stünden, sagte Mieth. Die Polizei ermittle vorerst in alle Richtungen. Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen Ermittlungen wegen versuchter schwerer Brandstiftung aufgenommen. Bei der Polizei ermittelt eine 35-köpfige Sonderkommission in dem Fall.

"Schockiert und verunsichert"

Die jüdische Gemeinde sei durch den Vorfall "schockiert und verunsichert", sagte die Gemeindevorsitzende Stella Schindler-Siegreich. In Worms leben nach ihren Angaben etwa 135 Juden. Sie sind Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Mainz, zu der gut 1.000 Gläubige gehören. Worms galt im Mittelalter neben Mainz und Speyer als eines der wichtigsten Zentrum des jüdischen Lebens auf dem Gebiet des heutigen Deutschland. Die historische Synagoge aus dem 12. Jahrhundert war während der Novemberpogrome von 1938 von den Nationalsozialisten zerstört und nach dem Zweiten Weltkrieg originalgetreu wieder aufgebaut worden.

epd/dpa