16 Deutschlands in der Euro-Zone: "ein Albtraum"
In volkswirtschaftlicher Hinsicht ist das Gebaren Deutschlands für den Wirtschaftsweisen Peter Bofinger ein Albtraum: sparen, geringe Löhne, Fixierung auf den Export. Ein Nachbarland machts aus seiner Sicht viel besser.

Trotz milliardenschweren Rettungspaketen fällt der Euro, eine weiche Währung, gar eine Inflation drohen. Für Deutsche sind beide Perspektiven Schreckgespenster. Die Suche nach den Schuldigen läuft: Warum kann die Politik "die Spekulanten" nicht endlich an die Kandarre nehmen? Wieso müssen wir sparen, vielleicht sogar noch Steuererhöhungen hinnehmen, während andere Länder von uns Kredite haben wollen? Warum eigentlich können nicht alle so sein wie Deutschland – sparsam, exportorientiert? Ja, warum eigentlich?

Für den Wirtschaftsweisen Peter Bofinger wäre eine Euro-Zone mit 16 Ländern, die wie Deutschland agieren würden, "ein Albtraum", wie er in der "Süddeutschen Zeitung" schreibt. Geringe Lohnkosten, kaum Binnennachfrage, dafür ein regelrechter Exportboom. Weiterhin führte diese Kombination, so Bofinger, im finanziellen Bereich zu einer Geldersparnis, die zwangsweise im Ausland angelegt werden musste. Deswegen habe Deutschland seit dem Start der Währungsunion ein Plus von 895 Milliarden Euro erwirtschaftet. Sein Fazit: Als Volkswirtschaft betrachtet hat Deutschland nicht über, sondern unter seinen Verhältnissen gelebt.

Würden jedoch die anderen 15 Länder der Euro-Zone ebenso handeln, würde die Gemeinschaft geradewegs in eine Deflation steuern, so der Experte. Am Ende wäre der Euro dadurch zu Fall gebracht. Damit will Bofinger Griechenland, Spanien oder Irland keinesfalls einen Freibrief zu weiterem Schlendrian ausstellen. Insbesondere Griechenland müsse seine Finanzpolitik in den Griff bekommen.

Doch an sie wie auch an Deutschland geht seine Mahnung, Einnahmen und Ausgaben in den Griff zu bekommen. So wie Frankreich. Dieses Land hebt Bofinger positiv hervor, da Frankreich es geschafft habe, eine steigende Binnennachfrage mit einer mäßigen Verschuldung zu kombinieren. Im Gegensatz zu 16 Deutschlands kann sich der Wirtschaftsweise für eine Euro-Zone aus 16 Frankreichs durchaus erwärmen.

Den Deutschen wie auch Bundeskanzlerin Angela Merkel gibt Bofinger allerdings mit, zu erkennen, dass wir selbst Teil des Problems sind. Es müsse auf absehbare Zukunft gelingen, die vielen erwirtschafteten Gelder nicht ins Ausland zu schleusen, sondern wieder für Investitionen im eigenen Land zu nutzen. Kämpft Deutschland in der Wirtschaftspolitik nicht für mehr Ausgeglichenheit in den Bilanzen und zwischen den einzelnen Ländern, werde der Euro dieses Jahrzehnt nicht überleben, so das ernüchternde Fazit von Peter Bofinger.

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