Hasenhüttl hält "inoffiziellen" Abendmahlsgottesdienst
Mehrere hundert katholische und evangelische Christen haben am Rande des 2. Ökumenischen Kirchentags (ÖKT) in München einen "inoffiziellen" gemeinsamen Abendmahlsgottesdienst gefeiert.

Die Predigt hielt der Kirchenkritiker und katholische Theologe Gotthold Hasenhüttl aus Saarbrücken. "Ich freue mich, als Zeichen der Verbundenheit das Abendmahl gemeinsam feiern zu können", sagte Hasenhüttl zu Beginn des Gottesdienstes, der in einem überfüllten Hörsaal der Technischen Universität stattfand. Ein kirchlicher Raum konnte nicht gefunden werden.

Der ökumenische Abendmahlsgottesdienst wurde nach einer leicht geänderten sogenannten Lima-Liturgie gefeiert, gereicht wurde Brot und Wein. In seiner Predigt rief Hasenhüttl zum Protest gegen die Trennung bei der Eucharistiefeier auf. Der Konflikt sei kaum zu verstehen, sagte der katholische Priester und zitierte den heutigen Papst Benedikt XVI. Dieser soll 1993 laut Hasenhüttl erklärt haben, die Gegenwart des Herrn sei auch beim evangelischen Abendmahl nicht zu leugnen. "Warum sollte also das Abendmahl verwehrt werden?", so der 76-jährige Theologe.

Gegen geltendes katholisches Kirchenrecht

Hasenhüttl empfing selbst das Abendmahl und teilte es danach auch aus. Er hatte bereits am Rande des 1. ÖKT 2003 in Berlin gegen geltendes katholisches Kirchenrecht evangelische Christen zur Kommunion eingeladen. Daraufhin wurde er vom Priesteramt suspendiert. Drei Jahre später folgte der Entzug seiner kirchlichen Lehrerlaubnis.

Kirchliche Reformgruppen hatten die Aktion als "Privatinitiative" bezeichnet. Der Gottesdienst stand unter dem Motto "Abendmahl-Gemeinschaft ist das Gebot Jesu Christi". Den Gottesdienst an der Technischen Universität München hielt der evangelische Pfarrer im Ruhestand, Eberhard Braun (Lenningen). Er sprach von einer verbotswidrigen Feier, da die römisch-katholische Kirche der Lima-Liturgie nicht zugestimmt habe. Christen müssten dem Herrn jedoch mehr gehorchen als ihren Kirchenleitungen, sagte Braun. In seiner Heimat Baden-Württemberg werde das gemeinsame Abendmahl in ökumenischer Gastfreundschaft "landauf, landab" selbstverständlich gefeiert.

Nur in "schweren Notlagen"

Katholiken ist der Empfang des Abendmahls in einer evangelischen Kirche nicht gestattet. Nach katholischer Lehre wird in den evangelischen Kirchen dieses Sakrament nicht gültig gespendet. An der katholischen Eucharistiefeier dürfen mit wenigen Ausnahmen nur katholische Christen teilnehmen. Ausnahmen gelten etwa in "schweren Notlagen" wie Todesgefahr. Dann können katholische Priester das Sakrament der Eucharistie auch anderen Christen spenden.

In den evangelischen Landeskirchen gibt es die Praxis, alle Getauften einzuladen. Traditionell ist in der evangelischen Kirche die Zulassung zum Abendmahl mit der Konfirmation verbunden. Inzwischen laden viele Gemeinden Eltern auch mit ihren Kindern an den "Tisch des Herrn" ein. Mit den so genannten Lima-Dokumenten verbindet sich die Hoffnung vieler Christen auf ein ökumenisches Abendmahl. Im Jahr 1982 legte die Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen in der peruanischen Hauptstadt Lima einen Text zu den Streitpunkten Taufe, Eucharistie und kirchliches Amt vor.

epd