Mertes, der im Februar Fälle sexuellen Missbrauchs an seiner Einrichtung öffentlich machte und damit die Missbrauchsdebatte ins Rollen brachte, sollte die Podiumsdiskussion mit einem Vortrag eröffnen. Denef warf dem Jesusitenpater vor, nicht dieser habe die Debatte ins Rollen gebracht, sondern allein die Opfer.
Mertes reagierte vor den über 6.000 Besuchern der Veranstaltung mit Verständnis für den Mann, der selbst als Kind missbraucht wurde, und räumte ein, als Kirchenmann versagt zu haben. Er ließ sich aber nicht das Wort verbieten. "Nein, ich trete nicht ab. Auch als jemand, der versagt hat, darf ich sprechen", setzte er seinen Vortrag nach Minuten des Tumults und unter Beifall des Publikums fort. Man könne die Veranstaltung nicht auflösen, denn über das Thema müsse gesprochen werden, um Missbrauchsfälle zu verhindern und aufzuklären.
Ursual Enders, Leiterin der Opferorganisation "Zartbitter" in Köln, verteidigte die Aktion Denefs. Die Zusammensetzung des Podiums sei eine "Provokation für die Opfer" gewesen, sagte sie evangelisch.de. So habe es "nicht einen einzigen Vertreter der Betroffenen" gegeben. Stattdessen habe die Kirche "mit sich selbst" diskutiert und damit erneut ihre fehlende Sensibilität im Umgang mit dem Opfer und fehlenden Willen zur Dialogbereitschaft bewiesen. Denef nun als "Störer" darzustellen, sei daher falsch.
Beifall und Buhs für Ackermann
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann zeigte sich erschrocken angesichts der aktuellen Missbrauchsdebatte. "Die Opfer geraten immer mehr aus dem Blick", im Mittelpunkt stünde derzeit vor allem die Kirchenpolitik, sagte der Missbrauchsbeauftragte der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Das Publikum quittierte Ackermanns Aussage mit Buh-Rufen und Beifall.