Kieler Forscher starten Arktis-Expedition mit Greenpeace
Mit den größten "Reagenzgläsern" der Welt tauchen Kieler Meeresforscher in die Arktis vor Spitzbergen ein. Sie wollen mehr als fünf Wochen lang untersuchen, wie sich die Versauerung des Ozeans auf dort heimische Lebensgemeinschaften auswirkt.

Die Wissenschaftler nutzen dafür eine weltweit einmalige Anlage: 50.000 Liter Meerwasser fasst jeder der neun Kunststoffschläuche, die in knapp acht Meter lange Auftriebskörper eingehängt werden und sich erst im Wasser auf 17 Meter Länge entfalten. Die Forscher können damit den Einfluss von Umweltveränderungen dort untersuchen, wo sie die größten Risiken für die Ökosysteme im Meer erwarten, erläuterte am Mittwoch Projektleiter Prof. Ulf Riebesell vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften. An diesem Freitag startet die Expedition.

Die Arktis gilt als besonders gefährdet. Die Erderwärmung wird hier nach Überzeugung der Wissenschaftler die Umweltbedingungen drastisch ändern. Aber nicht nur der Klimawandel mache der Arktis zu schaffen, auch die fortschreitende Ozeanversauerung treffe den Arktischen Ozean härter als andere Regionen. "Aus Laborexperimenten wissen wir bereits, dass insbesondere Flügelschnecken, ein wichtiges Bindeglied im arktischen Nahrungsnetz, sehr empfindlich auf Ozeanversauerung reagieren", schilderte Riebesell.

Zum ersten Mal Kooperation mit Greenpeace

Jetzt wollen die Kieler Forscher gemeinsam mit Wissenschaftlern aus elf europäischen Instituten mit ihren schwimmenden "Reagenzgläsern" direkt in der Arktis untersuchen, welche Konsequenzen die Ozeanversauerung für arktische Lebensgemeinschaften hat.

Sie kooperieren zum ersten Mal mit der Umweltschutzorganisation Greenpeace: Deren 80 Meter langes Schiff "Esperanza" wird die Forschungsausrüstung nach Spitzbergen transportieren. "Eine der letzten fast unberührten Regionen dieser Welt ist am stärksten vom Klimawandel betroffen", sagte Greenpeace-Meeresbiologin Iris Menn. Es müssten langfristig Daten in der Arktis erhoben werden. "Nur so lassen sich Klimamodelle in ihrer Vorhersagekraft verbessern." Um den Klimawandel aufzuhalten und die Arktis zu bewahren, müsse der Ausstoß von Treibhausgasen bis 2020 um 40 Prozent vermindert werden.

dpa