Dem Bericht der "Augsburger Allgemeinen" zufolge beziehen sich die Ermittlungen auf einen Fall aus Mixas Zeit als Bischof von Eichstätt zwischen 1996 bis 2005. Hinweise dafür sollen vom Ordinariat gekommen sein. Eine Sprecherin des Ordinariats erklärte dazu am Freitag: "In Übereinstimmung mit den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz sind den zuständigen Stellen Hinweise zur Kenntnis gebracht und angezeigt worden." Nähere Angaben machte sie nicht.
Nach Informationen der Zeitung hat die katholische Kirche selbst die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Diese erklärte, zu dem Fall könnten aus ermittlungstaktischen Gründen keine Einzelheiten genannt werden. Aus Bistumskreisen war zu erfahren, dass die Vorwürfe nach eingehender Prüfung über den Missbrauchsbeauftragten der Diözese an den Generalvikar des Bistums, Karlheinz Knebel, weitergeleitet worden waren. Dieser soll sich dann entschieden haben, die Staatsanwaltschaft einzuschalten.
"Mit Entschiedenheit"
Mixa, der sich zurzeit in einem Sanatorium in der Schweiz aufhält, ließ über einen Augsburger Anwalt die erhobenen Vorwürfe "mit Entschiedenheit" zurückweisen. Er erklärte sich nach Angaben des Anwalts bereit, mit der Staatsanwaltschaft zur Aufklärung der Vorwürfe zusammenzuarbeiten. Die Deutsche Bischofskonferenz gab am Freitag keinen Kommentar zu den Vorermittlungen ab. Der Sprecher der Bischofskonferenz in Bonn, Matthias Kopp, sagte: "Es gibt von uns keine Stellungnahme."
Eine Sprecherin des bayerischen Justizministeriums bestätigte aber den Bericht. Das Bistum Augsburg erklärte, dass "Hinweise, die jetzt gegeben wurden, den zuständigen Stellen zur Kenntnis gebracht und angezeigt" worden seien. Der Name Mixa wurde in der Stellungnahme allerdings nicht genannt. Der Sprecher der katholischen Reformbewegung "Wir sind Kirche", Christian Weisner, sprach von einer "schockierenden Nachricht" für alle deutschen Katholiken. Der Fall Mixa sei längst keine Augsburger Angelegenheit mehr, sondern werfe dunkle Schatten über die gesamte katholische Kirche in Deutschland.
Bericht: Vatikan nimmt Rücktrittsgesuch an
Nach einem Bericht der Tageszeitung "Die Welt" will der Vatikan das vor zwei Wochen gestellte Rücktrittsgesuch Mixas am Samstag annehmen. Am Nachmittag wolle das Domkapitel in Augsburg zusammentreten und einen Diözesanadministrator wählen. Dieser soll bis zum Amtsantritt eines neuen Bischofs die Diözese leiten. Im Vatikan gab es am Freitagabend dafür keine Bestätigung. Er habe "nichts zu sagen", erklärte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi in Rom.
Mixa hatte nach wochenlanger Kritik dem Vatikan seinen Rücktritt angeboten. Ihm war zuvor in mehreren eidesstattlichen Versicherungen vorgeworfen worden, in seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen (1975-1996) Heimkinder brutal mit der Faust und einem Stock geschlagen zu haben. Der Bischof hatte die Prügel-Vorwürfe zunächst geleugnet und erklärt, er versichere "reinen Herzens", niemals Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ausgeübt zu haben. Später hatte er dann doch Schläge eingeräumt und für alle Fehlleistungen um Verzeihung gebeten.
Zweckentfremdung von Stiftungsgeldern
Zusätzlich wird Mixa vorgeworfen, eine namhafte Summe von Stiftungsgeldern zweckentfremdet zu haben. Ein Sonderermittler hatte Ende April die Öffentlichkeit informiert, dass in Mixas Verantwortung große Geldbeträge aus dem Stiftungsvermögen der Schrobenhausener Waisenhausstiftung für zweifelhafte Antiquitäten, Wein, Teppiche, Einrichtungsgegenstände und ein kaum benutztes Solarium für das Kinderheim gezahlt worden sind. Mixa hatte zunächst erklärt, er habe es mit der "finanziellen Zuordnung" für diese Gegenstände nicht so genau genommen und später eine Münchner Rechtsanwaltskanzlei zur Prüfung der Vorgänge eingesetzt.
Nach bundesweiten Rufen, die einen Rücktritt Walter Mixas forderten, hatte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, Mixa öffentlich zu einem vorübergehenden Amtsverzicht aufgefordert - ein bisher einmaliger Fall in der jüngeren Geschichte des Katholizismus in Deutschland. Noch am selben Tag hatte Mixa dann dem Vatikan in Rom sein Rücktrittsgesuch zugestellt. Damit wolle er Schaden von der Kirche abwenden und einen Neuanfang ermöglichen, hieß es in dem Schreiben.
Der Vatikan hatte sich bislang zu Mixas Rücktrittsgesuch nicht geäußert. Ende April war Zollitsch mit dem Vorsitzenden der bayerischen Bischofskonferenz, Münchens Erzbischof Reinhard Marx, zu einer Papstaudienz nach Rom gefahren, um mit dem Papst Einzelheiten über den Fall Mixa zu beraten. Dessen Rücktrittsgesuch sollte dem Vernehmen nach gründlich geprüft werden. Die letzte Entscheidung liegt dann bei Benedikt XVI.. Ein Bischof ist erst dann autorisiert, sein Amt niederzulegen, wenn der Papst entsprechend entschieden hat.