Fairen Honig aus Mexiko gibt es im Discounter, afrikanische Kissenbezüge in der Designerboutique: Weltläden, die von Initiativen oder Kirchengemeinden betrieben werden, müssen sich gegen zunehmende Konkurrenz durchsetzen. Denn immer mehr Handelsketten erweitern ihr Sortiment um fair gehandelte Produkte, und Boutiquen bieten Exotisch-Exklusives aus den Ländern des Südens.
Ein Beispiel für Edles aus fernen Ländern ist die "made in africa collection". Mit demnächst drei Geschäften bundesweit wollen Susanne und Mark Kwami unter dieser Marke Möbel, Lampen, Stoffe und Skulpturen aus Afrika in die deutschen Wohnzimmer bringen.
Präsentation wird wichtiger
Dabei steht die Herkunft nicht im Vordergrund, sondern das Produkt: junges Design präsentiert in hellen und übersichtlichen Räumen. Das sei eine bewusste Entscheidung, erklärt Susanne Kwami. "Wir wollten ein anderes Umfeld, als bislang oft für afrikanische Kunst oder Kunsthandwerk üblich ist."
Ähnlich sieht dies Ute Oelkers vom Weltladen in Mainz: Ein attraktives Warenangebot sei wichtig - und die Präsentation. "Für uns gilt: attraktiv bleiben, immer neue Produkte anbieten, sonst werden wir von der Kundschaft nicht genügend wahrgenommen." Für den fairen Großhandel bedeutet das, sich um neue Produkte zu bemühen, die exklusiv im Weltladen verkauft werden können.
Am 8. Mai machen die Weltläden mit einem Aktionstag auf ihr Angebot und ihre Anliegen aufmerksam. Die Idee, Produkte aus Entwicklungsländern zu verkaufen, die mit hohen sozialen Standards hergestellt wurden und deren Erzeuger durch den Verkaufserlös würdevoll leben können, entstand in den 70er Jahren. Gleichzeitig arbeiten die Läden nicht gewinnorientiert, sondern finanzieren mit den Überschüssen Bildungsarbeit oder Hilfsprojekte in Entwicklungsländern.
Konzept muss stimmen
Grundsätzlich gelte, dass Konkurrenz das Geschäft belebe, sagt Oelkers. Dass es klassische Weltladenartikel wie fairen Kaffee auch im Supermarkt gibt, habe dem Geschäft der vergangenen Jahre nicht geschadet, im Gegenteil. Der Umsatz des Mainzer Ladens sei stabil, im Vorjahr habe er etwa 270.000 Euro betragen. "Wir legen Jahr für Jahr auch immer noch ein bisschen zu."
Insgesamt biete der Laden etwa 2.000 verschiedene Artikel, erläutert Oelkers. Da falle es nicht ins Gewicht, ob man nun afrikanische Möbel oder Fairtrade-Produkte auch woanders kaufen könne. Wichtiger sei es, dass das Konzept des Weltladens stimme. Oelkers ist eine von insgesamt fünf Teilzeitkräften, die den Betrieb führen. Allein mit Ehrenamtlichen gehe das nicht mehr, sagt sie.
Andere, vor allem etwas kleinere Läden haben durchaus mit den Veränderungen auf dem Markt zu kämpfen. "Als die ersten Fairtrade-Produkte im Supermarkt lagen, gingen die Umsätze in den Läden teilweise erheblich zurück", sagt Klaus Wöldecke, Geschäftsführer des Weltladen-Dachverbandes. Beliefert wurden die Supermärkte vom Grossisten Gepa aus Wuppertal. Um die Weltläden als Kunden nicht zu verlieren, habe die Firma dann eine Reihe mit Exklusivprodukten für die Weltläden entwickelt.
Ehrenamtliche Mitarbeiter
Der durchschnittliche Jahresumsatz der 470 Mitgliedsläden beträgt etwa 65.000 Euro. Das ist mehr als das Sechsfache dessen, was der Weltladen in Wallertheim einnimmt, einer Kleinstadt mit rund 4.000 Einwohnern in Rheinland-Pfalz. Alle sechs Mitarbeiter sind ehrenamtlich tätig. Drei Mal pro Woche ist das Geschäft stundenweise geöffnet. Im Vorjahr feierte die evangelische Kirchengemeinde das 25-jährige Bestehen des Ladens.
Sorgen sich die Ehrenamtlichen um ihren Laden, angesichts der zunehmenden Konkurrenz des konventionellen Handels? Kein Gedanke, sagt Ulrich Weisgerber, der Pfarrer in Wallertheim. Mit den Umsätzen sei man zufrieden. Tatsächlich stehe der Laden heute besser da, als vor zehn Jahren: "Etwa 10.000 Euro setzt das Geschäft im Jahr um. Vor zehn Jahren waren wir froh, wenn wir am Jahresende die Hälfte zusammen hatten."
Der Laden hat sich für die Gegend passende Absatzwege erschlossen. So bestellt der Landkreis beispielsweise seit einiger Zeit Geschenkkörbe für seine offiziellen Gäste im Weltladen. Und jeden Monat einmal sind die Ehrenamtlichen auf einem Wochenmarkt der Kreisstadt präsent. Seitdem steigen die Umsätze wieder.