Helmut Kohl: Mein Leben hat einen Sinn gehabt
Mit rund 800 Gästen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche hat Altkanzler Helmut Kohl (CDU) seinen Geburtstag nachgefeiert. Er war am 3. April 80 Jahre alt geworden. Kohl dankte den Gratulanten mit bewegenden Worten: "Es war ein Leben, von dem ich sagen kann: es hat einen Sinn gehabt." Seine Nachfolgerin Angela Merkel ließ er in seiner Rede unerwähnt.

Der frühere Regierungschef nahm im Rollstuhl sitzend an der Feier teil. Er hat nach einem Schädel-Hirn-Trauma 2008 und einer weiteren Operation Anfang dieses Jahres weiterhin mit erheblichen Sprachstörungen zu kämpfen. Es habe für ihn sehr viele Höhen und Tiefen gegeben, so Kohl. Über seinen Gesundheitszustand sagte er, nach dem Sturz vor zwei Jahren sei er noch nicht wieder ganz gesund. "Aber meine Gesundung ist meine Sache und ich gebe die Hoffnung nicht auf."

Kohl dankte seiner ersten Frau Hannelore, dass sie ihm "viele Jahre treu zur Seite gestanden hat". Hannelore Kohl hatte sich 2001 im Zusammenhang mit einer schweren Lichtallergie das Leben genommen. Zu seiner zweiten Frau Maike Richter, die er im Jahr 2008 geheiratet hatte und die ihn auf dem Festakt begleitete, sagte der Altkanzler, sie habe "in schwierigen und bitteren Jahren" zu ihm gestanden.

Merkel blieb unerwähnt

Kohls Nachfolgerin als Regierungs- und Parteichefin, Angela Merkel, dankte ihm mit sehr persönlichen Worten für dessen Lebenswerk. "Sie haben in sechs Jahrzehnten politischer Arbeit Herausragendes für unser Land geleistet", sagte die CDU-Vorsitzende. "Ihnen ist es zu verdanken, dass Deutschland heute wieder als geeinte Nation ein starker und verlässlicher Partner in der Europäischen Union und der Welt sein kann." Kohl hatte Merkel in seiner Rede nicht erwähnt. Sie hatte im Zuge der CDU-Spendenaffäre im Jahr 1999 mit ihm gebrochen.

Merkel sagte, Kohl habe Deutschland gut auf das 21. Jahrhundert vorbereitet. Mit Blick auf ihre eigene Arbeit betonte sie: "Es tut gut, dabei weiterhin auf Ihren Rat und Ihre Unterstützung bauen zu können." Altbundespräsident Roman Herzog bescheinigte Kohl eine "gewaltige Lebensleistung". Auch der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck - einziger prominenter SPD-Politiker bei dem Festakt - dankte dem früheren Kanzler für dessen Verdienste um Europa und die Wiedervereinigung. Kohl habe die Chancen, Deutschland zu einigen und Europa zusammenzuführen, "in herausragender Weise genutzt".

Herzog: Kritik wegen Spenden schwindet

Der frühere Regierungschef hatte am 3. April wegen seines Gesundheitszustands nur im kleinen Kreis gefeiert. Von Bundesregierung und CDU in Berlin geplante Feiern waren abgesagt worden. Kohl war von 1982 bis 1998 Kanzler. Er führte die CDU von 1973 bis 1998. Den Ehrenvorsitz der Partei hatte er Anfang 2000 auf Druck der CDU-Spitze wegen der Spendenaffäre zurückgegeben. Kohl weigert sich bis heute, die Namen der Spender zu nennen, von denen er unrechtmäßig Geld angenommen hatte. Herzog sieht die Kritik an Kohl wegen der Spendenaffäre aber schwinden.

dpa