Tim legt seinen Arm um Marc-Philipp und grinst in die Kamera. Niklas steht aufgeschlossen lächelnd neben Alexa. Antonia und Nora haben ihre Köpfe aneinander gelehnt. So präsentieren sich einige der Konfirmandinnen und Konfirmanden der evangelischen Andreasgemeinde Niederhöchstadt auf den Fotos, die im Gemeindebrief von ihnen erschienen sind. Ihre Zeit als Konfis geht freilich zu Ende. Der große Tag der Konfirmation steht unmittelbar bevor. Wie stellen sie ihn sich vor?
Erstaunlich viel Bodenhaftung
Seine eigene, perfekte Konfirmation planen zu dürfen, diese Idee gefällt den Jugendlichen in Niederhöchstadt. Aber zum Erstaunen der Erwachsenen verlieren sie nicht die Bodenhaftung. Daniel schwärmt zwar kurz davon, in einem Fußballstadion feiern zu können, wird aber schnell von den anderen überstimmt. Auch scheint diese Jugend gar nicht so verroht zu sein, wie die Medien manchmal den Anschein vermitteln. Von Alkohol in Strömen ist bei ihnen jedenfalls nicht die Rede.
Selbst langes Ausschlafen ist für sie nicht angesagt. "Normal früh" soll es aus den Federn gehen am Tag ihrer "perfekten Konfirmation". Den Damen der Schöpfung ist es wichtig, am Morgen zum Friseur zu gehen. Schimmert da etwa schon ein Hauch von Hochzeit durch? Für den Tag, den man als offiziellen Eintritt ins Erwachsensein betrachten könnte, scheint eine elegante Haarpracht aber durchaus angemessen.
Tradition und Moderne sind kein Widerspruch
Im Gottesdienst – selbstverständlich am Vormittag – soll "nicht nur einer reden", nicht zu lange soll er dauern und "spaßig" sein. Die Orgel wird nicht nur als notwendiges Übel geduldet, sondern sogar verlangt. Daneben soll aber bitte auch eine Band spielen. Tradition und Moderne sind hier offenbar kein Widerspruch.
Als Location könnten die Konfis auf eine Kirche aber auch verzichten. "Warum nicht am Strand? Oder auf dem Feld!" Hauptsache, Familie und Freunde sind mit dabei. Wenn man sich das Problem der Pfarrerinnen und Pfarrer anguckt, bei einer Konfirmation alle Angehörigen und Gäste auf einmal in die Kirche zu quetschen, dann ist das mit der open-air-Veranstaltung vielleicht gar keine so blöde Idee. "Warmes Wetter" braucht es dann natürlich, aber das bestellen die Kids einfach gleich dazu.
Nicht alle wollen zum "goldenen M"
Das Programm nach dem Gottesdienst ist zweigeteilt. Zuerst soll die Familie zu ihrem Recht kommen. Ob man in ein Restaurant geht oder einen Partyservice nach Hause bestellt, da gehen die Meinungen auseinander. Einige bestehen auch auf ihrem "Megges", dem Schnellrestaurant mit dem goldenen M. Nachmittags soll es viel Kuchen geben, und, warum nicht, nach all den Strapazen eine ordentliche Massage.
Damit ist es aber noch lange nicht vorbei. Nach dem familiären Teil ist es den Jugendlichen nämlich wichtig, noch unter sich feiern zu können. Party mit Freunden, gute Stimmung, vielleicht wegfahren, in einen Freizeitpark, oder in die Großstadt, einfach richtig abfeiern. Sie haben es sich ja auch verdient, die Konfis, nach einem ganzen Jahr kirchlichen Unterrichts. Niklas, Alexa und all die anderen. Oder etwa nicht?
Ingo Schütz ist Pfarrer im Taunus und schreibt regelmäßig für evangelisch.de.