Nach der von einem vermutlich verwirrten Mann ausgelösten Massenpanik bei einer Gedenkveranstaltung für Hollands Kriegstote forscht die Polizei in Amsterdam jetzt intensiv nach einem möglichen Tatmotiv. Der 39-Jährige werde weiter vernommen, teilte Polizeichef Bernard Welten am Mittwoch mit. Sachverständige prüften auch, ob der mehrfach wegen Gewalttaten und Drogendelikten vorbestrafte Amsterdamer psychisch krank ist. Bei der Panik waren am Dienstagabend 50 Menschen verletzt worden.
Die am Mittwoch geplanten offiziellen Feierlichkeiten zum 65. Jahrestag der Befreiung der Niederlande im Beisein der Königin und der Regierung wurden nach Prüfung der Lage nicht abgesagt. Auch die ohnehin schon umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen sollen nach Angaben des Polizeichefs vorerst nicht weiter verstärkt werden.
"Bombe, Bombe, Abhauen!"
Der wie ein orthodoxer Jude gekleidete Täter hatte im Zentrum von Amsterdam während der traditionellen Schweigeminute für die niederländischen Toten im Zweiten Weltkrieg und in anderen militärischen Auseinandersetzungen - darunter im Irak und in Afghanistan - plötzlich laut geschrien. Seine Worte waren unverständlich. Zugleich wies jemand auf einen angeblich verdächtigen Koffer hin und rief "Bombe, Bombe, Abhauen!"
Daraufhin stürmten Menschen in panischer Angst auseinander. Teilnehmer der Kundgebung wurden zu Boden gerissen und stürzten über Absperrgitter. Nach Polizeiangaben erlitten mehrere Menschen Knochenbrüche. Die Bombenwarnung sei völlig gegenstandslos gewesen, sagte der Polizeichef.
Zeremonie wurde fortgesetzt
Königin Beatrix und ihre Familie wurden in der chaotischen Situation vor dem Amsterdamer Weltkriegsdenkmal von Leibwächtern in Sicherheit gebracht. Sie kehrten kurz darauf zurück, und die Zeremonie wurde fortgesetzt.
Erst vor einem Jahr hatte ein verwirrter Attentäter sieben Menschen mit sich in den Tod gerissen, als er in der Stadt Apeldoorn bei der Feier des Königinnentages mit seinem Kleinwagen auf den offenen Bus von Beatrix und ihrer Familie zugerast war. Seitdem gelten für alle Veranstaltungen mit der Königin verschärfte Sicherheitsvorkehrungen.