Schneller Fahndungserfolg: Der zwei Tage nach dem versuchten Terroranschlag auf den New Yorker Times Square gefasste Mann ist geständig. "Wir haben von ihm nützliche Informationen bekommen", sagte US-Justizminister Eric Holder am Dienstag in Washington. Der 30 Jahre alte Pakistaner, der seit vergangenem Jahr die amerikanische Staatsbürgerschaft hat, war kurz vor Mitternacht am New Yorker John-F.-Kennedy-Flughafen aus dem Flugzeug geholten worden, mit dem er sich nach Dubai absetzen wollte. Ermittler sprachen von einem Zugriff in buchstäblich letzter Minute. Der 30-Jährige beteuerte, allein gehandelt zu haben.
In dem am New Yorker John-F.-Kennedy-Flughafen geparkten Auto des Terrorverdächtigen, einem weißen Geländewagen, stellte die Polizei eine Pistole und Munition sicher. Der pakistanische Nachrichtensender DawnNews berichtete, die US-Behörden hätten die zuständigen pakistanischen Stellen darüber informiert, dass der Verdächtige aus Karachi stamme. Shahzad sei am 3. Juli vergangenen Jahres mit der in Dubai beheimateten Fluggesellschaft Emirates nach Karachi und am 3. August zurück in die USA geflogen.
Times-Square-Bomber konnte fast entkommen
Durch eine Fahndungspanne und einen Fehler bei der Fluggesellschaft hat der Bombenleger vom Times Square fast entkommen können. Nach Angaben der "New York Times" vom Dienstagabend (Ortszeit) hatten die Ermittler die Spur des schon identifizierten Faisal Shahzad für einige Zeit verloren. Unklar war zunächst, für wie lange. Inzwischen wurde der Mann wegen mehrfacher Verbrecher angeklagt, unter anderem wegen Terrorismus und des versuchten Einsatzes einer Massenvernichtungswaffe.
Noch nicht geklärt war zudem, wie der 30-Jährige überhaupt an Bord des Flugzeugs kommen konnte, obwohl schon nach ihm gefahndet wurde. Shahzad war von den FBI-Beamten kurz vor Mitternacht in der Nacht zum Dienstag aus dem Flugzeug geholt worden. Die Ermittler selbst sprachen von einem Zugriff in buchstäblich letzter Minute. Im Verhör gestand der Pakistaner, der seit vergangenem Jahr die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, die Tat. Er gab außerdem zu, in Pakistan eine Sprengstoffausbildung erhalten zu haben.
Festnahmen auch in Karachi
"Es war klar ein Terrorangriff, um Amerikaner zu töten. An einem der belebtesten Plätze sollten so viele wie mögliche unschuldige Touristen und Theaterbesucher ermordet werden", sagte Holder. "Er wollte Tod und Zerstörung in das Herz Manhattans bringen." In Pakistan hat die Polizei nach dem Anschlagsversuch mindestens drei Menschen festgenommen oder verhört. Als Hauptverdächtiger gilt der Schwager Shahzads, wie die pakistanischen Behörden mitteilten. Zudem seien seine in Karachi lebende Mutter und der Schwiegervater verhört worden.
In Karachi leben nach pakistanischen Angaben auch die Frau und die beiden Kinder Shahzads. Kurz vor ihrer Festnahme hatte die Mutter Shahzads Reportern berichtet, dass ihr Sohn bei einem Besuch im Sommer 2009 zusammen mit einem Freund in den Nordwesten Pakistans gereist sei. Die Region gilt als Hochburg islamischer Rebellen und als Rückzugsgebiet der Taliban aus dem benachbarten Afghanistan.
Fahrzeugnummer führt Polizei zu Attentäter
Die Justizbehörde in New York teilte mit, der Verdächtige habe am Samstag das Auto mit der Bombe auf den vor allem bei Touristen beliebten Platz im Theaterviertel von Manhattan gefahren. Die Ermittler waren ihm am Montag über das Auto auf die Spur gekommen. Er hatte den Wagen erst vor drei Wochen in Connecticut gekauft und bar bezahlt.
Shahzad hatte die Fahrzeugnummer des 17 Jahre alten Geländewagens unter der Frontscheibe beseitigt, nicht aber die Kennzeichnung am Fahrgestell. Sie führte die Fahnder zu der Verkäuferin, die den Gesuchten als Mann arabischer oder lateinamerikanischer Herkunft beschrieb. Über das Foto, das von ihm als neuem US-Bürger gemacht worden war, konnte Shahzad identifiziert werden. Von der Verkäuferin des Autos hatten die Ermittler auch die Handy-Nummer des Verdächtigen und über abgehörte Gespräche erfahren, dass er sich ins Ausland absetzen wollte. Deshalb sei er auf eine Liste von Personen gekommen, die das Land nicht verlassen sollten. Am Montag hatten die Computer am Flughafen dann Alarm geschlagen.
Wohnung des Terrorverdächtigen untersucht
Ermittler untersuchten die Wohnung des Terrorverdächtigen in Bridgeport. Dorthin war Shahzad der "New York Times" zufolge im vergangenen Jahr gezogen. Zuvor habe er drei Jahre mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern im benachbarten Shelton gewohnt, bestätigte eine Nachbarin. Shahzad habe ihr gesagt, er arbeite an der Wall Street. Tatsächlich sei er jeden Morgen gut gekleidet aus dem Haus gegangen, sagte die Frau der Zeitung.
Shahzad ist einer von einem Dutzend Ausländern mit US-Pass oder Greencard, die in den vergangenen zwei Jahren wegen Terrorverdachts festgenommen wurden. Unter ihnen ist der Pakistaner Daood Gilani, der in Chicago den Namen David Coleman Headley annahm und mit einem geplanten Anschlag auf eine dänische Zeitung in Verbindung gebracht wird, sowie der Busfahrer Najibullah Zazi in Denver, der sich im Februar zu einem geplanten Attentat auf die New Yorker U-Bahn bekannte.
New York kann "heute etwas beruhigter" sein
Ein Polizist hatte am Samstagabend (Ortszeit) nach dem Hinweis eines Straßenhändlers mitten auf dem Times Square einen Geländewagen entdeckt, in dem ein Karton qualmte. Die Polizei räumte den Platz, auf dem es stets von Menschen wimmelt, und ließ den Wagen von Bombenexperten untersuchen. Die Spezialisten fanden einen Sprengsatz aus Propangasflaschen und Benzinkanistern, der jedoch nicht explodiert war. Der Platz wurde stundenlang gesperrt, Menschen kamen nicht zu Schaden.
"Er wollte Tod und Zerstörung bringen. Und das nur, weil ihm unsere Art zu leben nicht gefiel", sagte Holder. Er forderte die Amerikaner auf, wachsam zu sein. "Auch für die Strafverfolgungsbehörden bleibt es erstes Ziel, Terrorangriffe zu verhindern und Terroristen vor Gericht zu bringen." New Yorks Polizeichef Raymond Kelly sagte, New York könne "heute etwas beruhigter" sein. "Aber New York ist Amerika. Und sie werden wiederkommen und versuchen, uns zu töten."
Ein Sprecher des Außenministeriums in Islamabad sagte, Außenminister Shah Mahmood Qureshi habe US-Botschafterin Anne W. Patterson bei einem Treffen jede denkbare Unterstützung zugesagt. "Unsere Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten gegen Terrorismus ist ein konstanter und andauernder Prozess, und wenn die Vereinigten Staaten unsere Unterstützung bei diesem speziellen Thema brauchen, werden wir alles tun was wir können", sagte der pakistanische Ministeriumssprecher.