"Eingespielte Gruppe": Konfirmation im Stadion
Was tun, wenn man konfirmiert werden möchte und zugleich Leistungssport betreibt? Vor dieser Frage standen drei Nachwuchsspieler von Hertha BSC aus den Jahrgangsmannschaften der U 14 und U 15. Sie absolvieren wöchentlich mindestens vier Trainingseinheiten, stehen im ständigen Spielbetrieb und werden zudem gelegentlich noch in Auswahlmannschaften berufen.

Die kontinuierliche Teilnahme an einem gemeindlichen Konfirmandenkurs ist mit derartigen terminlichen Verpflichtungen kaum vereinbar. Oft lautet dann schlicht die Empfehlung: "Dann setzt doch für eine Zeit mit dem Sport aus oder reduziert euer Training!" Für einen leistungsorientierten Mannschaftssportler ist das gleichbedeutend mit der Alternative, entweder aus seiner Mannschaft "rauszufliegen" oder auf die Konfirmation zu verzichten.

Mit dieser Alternative wollten sich die drei Herthaner und ihre Eltern nicht abfinden. Zunächst wurde erwogen, den Konfirmandenkurs gemeinsam mit andern Sportschülern im unmittelbaren Anschluss an den Schulunterricht in der Poelchau-Oberschule in Charlottenburg durchzuführen. Doch dieses Vorhaben scheiterte an der Schwierigkeit der Koordination der unterschiedlichen Trainingszeiten und Wettkampftermine.

Biblische Themen vor dem Training

So wurde gemeinsam mit dem Sportbeauftragten der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Bernhard Felmberg, das Projekt entwickelt, den wöchentlichen Kurs im Rahmen der Nachmittagsbetreuung von Hertha BSC anzubieten und ihn einer Trainingseinheit voranzustellen. Da die von dem Pädagogischen Leiter der Jugendakademie Thomas Krücken initiierte Nachmittagsbetreuung ohnehin pädagogisch ausgerichtet ist und neben der schulischen Begleitung auch der Wertevermittlung dient, förderte Hertha BSC das Projekt und stellte die notwendige Infrastruktur zur Verfügung.

Der Konfirmandenkurs wurde durchgeführt vom Ausbildungsreferenten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Joachim Ochel - ordinierter Pfarrer und selbst Vater eines beteiligten Jugendlichen - und Richard Warsow, der im Rahmen seiner Diakonenausbildung Sozialpädagogik studiert. Die Erfahrungen waren äußerst positiv: die "eingespielte" Gruppe, die positive Atmosphäre in der Nachmittagsbetreuung der Fußballakademie, die gute Anbindung an die Friedensgemeinde Charlottenburg, die Unterstützung durch den Verein und nicht zuletzt die regelmäßigen Besuche der Andachten in der Kapelle des Olympiastadions vor den Heimspielen von Hertha BSC.

Gebet im Mannschaftsdress

Hier erleben die Konfirmanden nicht nur eine selbstverständliche Ökumene der Konfessionen, sondern Fans gegnerischer Mannschaften, die im vollen Outfit gemeinsam singen, beten und Gottes Wort hören. Und wenn dann noch der Mannschaftskapitän und Nationalspieler Arne Friedrich an der Andacht teilnimmt und man weiß, dass sich Spieler des Profikaders regelmäßig zur Andacht in der Kapelle treffen, dann spüren Konfirmanden, dass Glaube und Sport nicht einander fremde Welten sind. Nachdem sie ihren Konfirmationsunterricht an der Fußballakademie besucht hatten, sind die Nachwuchsfußballer Lukas Binting, Marius Gersbeck und Jonas Ochel 2009 dann folgerichtig auch in der Kapelle des Olympiastadions konfirmiert worden. 

ekd.de