Obama in der Ölpest-Region: Fischerei verboten
Die Lage wird immer dramatischer. Die US-Behörden verfügten ein Fischereiverbot für die am stärksten bedrohten Küstengewässer. Tausende Fischer bangen um ihre Existenz.

Bei einem Besuch in der Katastrophenregion sagte er am Sonntag, die Regierung werde tun, "was immer und wie lange nötig ist, um diese Krise zu beenden". Unterdessen wird die Lage zunehmend dramatischer. Die US-Behörden verfügten am Sonntag ein Fischereiverbot für die am stärksten bedrohten Küstengewässer. Zigtausende Fischer bangen nun um ihre Existenz. Der Ölteppich hatte sich zuvor rapide ausgedehnt, schnelle Rettung ist nicht in Sicht.

Obama: "BP wird die Rechnung bezahlen"

Der Präsident traf in Venice am Mississippi-Delta mit Vertretern der Küstenwache und anderen Experten zusammen, um sich aus erster Hand über das Ausmaß der Ölpest und über die Gegenmaßnahmen informieren zu lassen. "Wir haben eine massive und möglicherweise noch nie dagewesene Naturkatastrophe", sagte Obama anschließend. Er bekräftigte, dass der britische Konzern BP für den anhaltenden Ölaustritt verantwortlich sei, und "BP wird die Rechnung dafür bezahlen".

Die Ursachen für den Unfall müssten gründlich aufgeklärt werden, aber im Mittelpunkt stehe jetzt "der unermüdliche Versuch", den Ölfluss ins Wasser zu stoppen. "Wir werden nicht ruhen, bis die Lecks geschlossen sind und die Region gesäubert ist", sagte Obama.

Vor seinem Besuch hatte es Kritik gegeben, er und die Regierung hätten nicht rasch genug auf die Katastrophe reagiert. Obama verteidigte sich energisch dagegen. Die Regierung habe sich vom ersten Tag an auf das Schlimmste vorbereitet. Auch wenn man das Beste gehofft habe, sagte der Präsident, der noch am Sonntagabend (Ortszeit) in Washington zurückerwartet wurde.

Der Chef von BP in den USA, Lamar McKay, sagte am Sonntag dem Fernsehsender ABC, vermutlich habe der Ausfall eines einzelnen Bauteils in der Technik der Plattform "Deepwater Horizon" die Katastrophe ausgelöst. Zugleich verteidigte er den BP-Konzern gegen Kritik. Seine Firma arbeite zeitgleich an mehreren "Fronten". Eine davon sei eine "Kuppel", die über das Bohrloch gestülpt werden solle. "Die werden wir wahrscheinlich in sechs Tagen bis acht Tagen einsetzen können", sagte McKay.

Schlechtes Wetter behindert Hilfe

Die von BP geleaste Bohrinsel war am 22. April nach einer Explosion gesunken. Seitdem sprudeln in 1500 Meter Tiefe täglich knapp 700 Tonnen Rohöl ins Meer, der Ölteppich hat sich nach Experteneinschätzung binnen weniger Tage verdreifacht. In einigen Küstengebieten wurden erste verschmutzte Vögel gefunden. Inzwischen haben vier Bundesstaaten wegen des gefährlichen Ölfilms auf dem Wasser den Notstand ausgerufen.

Verschlimmert wird die Lage durch schlechtes Wetter mit heftigem Wind: Der hohe Wellengang erschwert das Auslegen schwimmender Barrieren und das Absaugen des Ölfilms. Das Abfackeln von Teilen des Ölteppichs ist seit Tagen nicht mehr möglich gewesen.

Die US-Behörde für Ozeanographie verfügte ein Fangverbot zunächst für mindestens zehn Tage. Es gilt für kommerzielle und Hobbyfischer. Wissenschaftler sollen prüfen, ob der Verzehr von Fischen und Meeresfrüchten noch sicher ist. Die Fangverbotszone reicht von den Gewässern vor Venice bis zur Pensacola Bay an der Westküste Floridas.

Bis zum Sonntagabend waren dünne Ausläufer des Ölteppichs in die Kanäle zwischen den kleinen Inseln vor der Küste Louisianas geschwappt. Die ersten schwereren Ölklumpen könnten am Montag oder Dienstag angeschwemmt werden. Dann erreichen die ersten Ölflecken womöglich auch die Küsten von Mississippi und Alabama. Alles hänge von Wetterlage und Windrichtung ab, sagte Admiral Thad Allen. Ihn hat Obama am Samstag zum Einsatzchef im Kampf gegen die Ölpest ernannt.

dpa