Mehr Respekt für Arbeitnehmer gefordert
Gewerkschaften und Kirchen haben bei den traditionellen Maikundgebungen am Tag der Arbeit eine größere Würdigung der Menschen auf dem Arbeitsmarkt gefordert.

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Michael Sommer, prangerte an, dass vor allem Frauen durch die schlechtere Bezahlung ein Stück Menschenwürde verweigert werde. Es könne nicht sein, dass Frauen als Reservearmee für den Arbeitsmarkt missbraucht würden, sagte er auf der zentralen DGB-Kundgebung zum Tag der Arbeit am Samstag in Essen. Der katholische Publizist und Sozialethiker Friedhelm Hengsbach kritisierte in Düsseldorf, Arbeitslose und Arbeitssuchende würden entwürdigend behandelt.

Es werde viel zu viel junges Arbeitsvermögen verschlissen, weil man jungen Menschen keinen Arbeitsplatz biete, sagte Hengsbach. Gleichzeitig warnte er vor noch mehr Teilzeitjobs, noch mehr befristeten Arbeitsverhältnissen, noch mehr Jobs im Niedriglohnbereich und immer mehr Armutslöhnen. Gegenwärtig fehlten in Deutschland schon rund fünf Millionen echte sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, die den Menschen ein Leben in Würde ermöglichen könnten. Hengsbach appellierte an die Bundesregierung, endlich zu einer aktiven Beschäftigungspolitik zurück zu finden.

DGB: Finanzmärkte strenger regulieren

DGB-Chef Sommer forderte zudem eine strengere Regulierung des Finanzmarktes, um eine zweite Krise zu verhindern. Schamlose Manager müssten zur Kasse gebeten werden. Auch sei eine weltweite Transaktionssteuer für Finanzgeschäfte nötig. Eine zweite Krise wäre laut Sommer eine Bedrohung für Demokratie und Frieden in der Welt. Das Primat der Politik über die Wirtschaft müsse wieder überall greifen.

Um die Reichen an der Finanzierung des Gemeinwesens zu beteiligen, sei eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes notwendig, betonte Sommer. "Es ist unanständig, dass er so niedrig ist." Die Steuersenkungspläne der FDP nannte der DGB-Vorsitzende "zutiefst ungerecht" und einen "Verrat an der Idee des Sozialstaates". Nur die Reichen könnten sich einen armen Staat leisten.

"Gehälter reichen nicht zum Leben"

Der bayerische DGB-Chef Matthias Jena kritisierte in Augsburg, dass Unternehmen Gehälter zahlten, die "nie und nimmer" zum Leben reichen. Gleichzeitig verließen sie sich darauf, "dass der Staat mit Hartz IV den Rest drauflegt." Jena warnte davor, dass der soziale Kitt, der den Sozialstaat zusammenhalte, verloren gehe. Das derzeitige Finanzsystem bezeichnete er als krankhaft. Es müsse schnellstens auf neue Füße gestellt werden.

epd