In einer farbenfrohen Zeremonie mit mehr als 20 Staats- und Regierungschefs und anderen Ehrengästen eröffnete der Präsident das sechsmonatige Großereignis in der ostchinesischen Hafenmetropole. Mit rund 100 000 Raketen war das anschließende Feuerwerk auf beiden Seiten des Huangpu-Flusses noch größer als das Himmelsspektakel zur Eröffnung der Olympischen Spiele vor zwei Jahren in Peking.
Die Shanghaier Weltausstellung unter dem Motto "Eine bessere Stadt, ein besseres Leben" schlägt überhaupt alle Rekorde: Mit knapp 250 Ländern und Organisationen gibt es mehr Teilnehmer als je zuvor.
In den nächsten sechs Monaten werden 70 Millionen Besucher in der Hafenmetropole erwartet, darunter fünf Millionen aus dem Ausland. Mit fünf Quadratkilometern ist das Gelände das größte in der 159-jährigen Geschichte der Expos. Nie zuvor wurde so viel Geld in eine Weltausstellung gesteckt: nach unterschiedlichen Schätzungen umgerechnet rund 30 bis 44 Milliarden Euro.
Olympische Spiele der Wirtschaft
Die Austragung der Expo sei "der Stolz des ganzen chinesischen Volkes", sagte Präsident Hu Jintao vor der Feier. Chinas Staatsmedien nannten die Weltausstellung die "Olympischen Spiele der Wirtschaft, Wissenschaft und Technik". Es sei eine gute Gelegenheit, von der Welt zu lernen und Chinas Errungenschaften nach außen zu zeigen. Großen Beifall erntete bei der Eröffnung der Generalsekretär der zuständigen Internationalen Organisation für Ausstellungswesen (B.I.E.), Vicente Gonzalez Loscertales, der nicht nur Hu Jintao auf Chinesisch als "ehrenwerten Vorsitzenden", sondern auch die Gäste in der Landessprache begrüßte.
Loscertales mahnte, mehr als die Hälfte der Menschheit lebe heute in Städten. Wie die Probleme gemeistert werden, sei eine der großen Herausforderungen der Zukunft. Die Lebensumstände in Städten müssten nicht nur in Industrienationen, sondern auch in Entwicklungsländern verbessert werden, forderte der Generalsekretär. Er hoffe, die Expo in Shanghai zu nachhaltiger Stadtentwicklung trage zu einem "sozialen Erwachen" bei.
Lang Lang und Andrea Bocelli
An der Feier in dem Ufo-förmigen Kulturzentrum nahmen auch Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und seine Frau Carla teil, die in einem lilafarbenen Kleid, schwarzem Tuch und eleganter Hochsteckfrisur für Aufmerksamkeit sorgte. Auch EU- Kommissionspräsident José Manuel Barroso sowie Nordkoreas Nummer Zwei, Parlamentspräsident Kim Yong Nam, nahmen teil.
Neben Action-Star Jackie Chan und dem berühmten chinesischen Pianisten Lang Lang trat der italienische Tenor Andrea Bocelli auf. Mit Folklore-Gesängen und Tänzen ethnischer Minderheiten wollte sich China - ungeachtet der blutigen Unruhen in den vergangenen zwei Jahren in Xinjiang und Tibet - als Vielvölkerstaat vorstellen, dessen 56 Minderheiten in Harmonie miteinander leben. Auf der Bühne traten auch zwei tibetische Kinder auf, die das verheerende Erdbeben Mitte April im tibetischen Hochland mit mehr als 2200 Toten überlebt haben.
Der Auftakt der Expo, die am Samstag die Pforten für Besucher öffnet, war begleitet von den größten Sicherheitsvorkehrungen, die die 18-Millionen-Metropole je erlebt hat. Die Shanghaier haben bis Dienstag frei. Rund 170 000 Freiwillige sind für die Expo mobilisiert worden. Hotels, Restaurants, Geschäfte und Taxifahrer erwarten gute Geschäfte.
Stundenlange Wartezeiten
Deutschland lässt sich seinen bisher größten Expo-Auftritt rund 50 Millionen Euro kosten. Der deutsche Pavillon steht unter dem Motto "Balancity - Die Stadt im Gleichgewicht". Zusätzlich ist die Kampagne «Deutschland und China - Gemeinsam in Bewegung» (DuC) mit einem eigenen Bambus-Pavillon vertreten. Ihre Lösungen für urbane Probleme zeigen ferner die deutschen Städte Hamburg, Bremen, Freiburg und Düsseldorf.
Besucher der Expo müssen sich auf stundenlange Wartezeiten vor den Pavillons einstellen. "Das ist Expo: Menschen kommen, müssen anstehen", sagte die deutsche Expo-Sprecherin Marion Conrady. Mit Chinas Hilfe nimmt erstmals auch das verarmte Nordkorea an einer Expo teil. In dem Pavillon stellt sich die international isolierte, stalinistische Diktatur als "Paradies für das Volk" dar.
dpa