ÖKT: Geplante Vesper ist Signal für die Ökumene
Die beiden Präsidenten des ÖKT in München, Alois Glück und Eckhard Nagel, wollen das Thema Missbrauch offensiv angehen und erwarten Signale für die Ökumene.

Die beiden Präsidenten des Ökumenischen Kirchentags (ÖKT) in München wollen das Thema Missbrauch offensiv angehen. Der katholische ÖKT-Präsident Alois Glück äußerte in Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) die Hoffnung, dass diese Thematik im Verlauf des Kirchentags nicht alles überdecke. Es werde aber sicher genau beachtet, wie offen und glaubwürdig mit dem Missbrauchsthema umgegangen werde.

Der evangelische ÖKT-Präsident Eckhard Nagel sieht keine Anhaltspunkte, dass sich die gestiegenen Austrittszahlen in der katholischen Kirche auf das Christentreffen Mitte Mai auswirken. Die Anmeldungen verliefen erwartungsgemäß, und der Ökumenische Kirchentag werde ein Großereignis. Beide Präsidenten erwarten vom 2. Ökumenischen Kirchentag Mitte Mai Fortschritte für das Miteinander der christlichen Kirchen.

Gemeinsamkeit zwischen Katholiken und Protestanten gewachsen

Glück, der auch Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken ist, sagte, das Missbrauchsthema sei ein sehr belastendes Thema für die Bischöfe und die katholische Kirche insgesamt. "Es beschwert sehr viele, es irritiert sehr viele." Dennoch sei das Interesse am Ökumenischen Kirchentag groß. Es gebe eine ausgeprägte Suche nach Orientierung - spirituell aber auch in gesellschaftlichen und politischen Fragen: "Für diese Menschen ist der Kirchentag eine Riesenchance."

Seit dem Ökumenischen Kirchentag 2003 sei die Gemeinsamkeit zwischen Katholiken und Protestanten gewachsen, bilanzierte Glück. Eine einmalige Kraftanstrengung reiche allerdings nicht aus, das bewusste Miteinander müsse gepflegt werden. Der Präsident der katholischen Laienorganisation betonte zugleich: "Die strittigen Fragen können in München nicht gelöst werden."

Evangelisch-katholische Differenzen Ausdruck von Kultur

Auch Kirchentagspräsident Nagel registriert eine größere Selbstverständlichkeit im Miteinander der Konfessionen. Allerdings habe es seit 2003 auch Rückschritte im Gespräch zwischen evangelischer und katholischer Kirche gegeben. Nagel warnt vor einem verengten Ökumene-Begriff, der sich nur auf den Austausch von Papieren und Konferenzen konzentriere. Die in München geplante Vesper nach orthodoxem Ritus gebe ein wichtiges Signale für die ökumenische Entwicklung in Deutschland: "Am Tisch findet nicht nur ein Zwiegespräch zwischen Katholiken und Protestanten statt." Diese Tischgemeinschaft helfe, an anderer Stelle Trennung zu akzeptieren.

Nagel argumentierte, dass die evangelisch-katholischen Differenzen im Amtsverständnis auch Ausdruck der Kultur und Identität seien. "Das lässt sich nicht einfach lösen durch ein gemeinsames Dokument oder eine spirituelle Handlung. Das wäre auch gar nicht sinnvoll."

Der 2. Ökumenische Kirchentag findet vom 12. bis 16. Mai in München statt. Die Veranstalter erwarten rund 100.000 Dauerteilnehmer. Der Ökumenische Kirchentag wird gemeinsam vom Deutschen Evangelischen Kirchentag und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken veranstaltet. Gastgeber sind die bayerische evangelische Landeskirche und das Erzbistum München und Freising. Der 1. Ökumenische Kirchentag wurde 2003 in Berlin gefeiert.
 

epd