Eine sehr plakativ formulierte Frage bei einem Thema, bei dessen Komplexität sich selbst Experten schwer tun. Denn einen solchen Fall hatte es in der jungen Euro-Geschichte bisher noch nicht gegeben, ein solcher Fall ist laut Lissabon-Vertrag auch gar nicht vorgesehen.
Soll Deutschland den notleidenden Griechen Kredite gewähren, oder wie es die "Bild"-Zeitung jüngst formulierte: "Griechen raus aus dem Euro?". Für diese Position erntete Nikolaus Blome, Leiter des "Bild"-Hauptstadtbüros, harsche Kritik. Denn treten die Griechen aus der Euro-Zone aus, könnten sie zwar ihre Währung abwerten, ihr Schuldenberg in Euro wäre aber mit einer abgewerteten Drachme trotzdem nicht zu bezahlen. Über einen Austritt herrschte in der Runde daher Einigkeit, da die Folgen sowohl für Griechenland wie auch für die anderen Euro-Länder nicht abzusehen wären.
Die Rolle der Kanzlerin
Umstrittener wurde naturgemäß in der Runde die Rolle von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gesehen. Während CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe eine vorschnelle Hilfe geißelte, warf Oskar Lafontaine (Linkspartei) Merkel vor, sich "objektiv falsch" verhalten zu haben. "Die Märkte nehmen eben keine Rücksicht auf Landtagswahlen", so Lafontaine, womit er auf die bevorstehende Wahl in Nordrhein-Westfalen anspielte. Unterstützung erhielt er dabei vom FDP-Europaabgeordneten Jorge Chatzimarkakis, der anprangerte, dass durch zu langes Zögern die Ratingagenturen zulange gewähren konnten.
In der Runde, zu der auch der Wirtschaftsanwalt Michel Friedman und der Schauspieler Kostas Papanastasiou gehörten, herrschte zudem Einigkeit darüber, dass Ratingagenturen nach wie vor "viel zu viel Einfluss" ausübten. Nach Griechenland wurden in kurzer Zeit auch Portugal und Spanien abgewertet. "Was", so fragte Friedman, "ist in den vergangenen sieben Tagen Neues passiert, das eine Abwertung von Portugal und Spanien rechtfertigt?" Diese Frage konnte auch der Börsenexperte Ulrich Stockheim, Gast in der Sendung, nicht wirklich beantworten. Ungeklärt blieb auch, warum nur eine Agentur die Länder abwertete, andere dagegen nicht.
Rentner im Luxus?
Wenig hilfreich blieben auch die Einspielfilme der Sendung. Die Rentengegenüberstellungen, die suggerierten, dass griechische Rentner offenbar im Luxus schwelgten – nun ja. Und ein Vergleich, wie Angela Merkel und Peer Steinbrück in der Finanzkrise 2008 vor die Kameras traten – ernst, übernächtigt – und wie es der griechische Ministerpräsident Papandreou jüngst tat – lächelnd, sonnengebräunt, auf einer Ferieninsel – was sollte das aufklären helfen? "Wir müssen ertragen, dass es unterschiedliche Kulturen in Europa gibt", kommentierte Chatzimarkakis dazu trocken.
Überhaupt die Rolle der Politik: Noch immer gebe es keine Transaktionssteuer, noch immer gebe es die Möglichkeit der Kreditausfallversicherung, so der frühere Finanzminister Lafontaine. Und was sei von den hohen Rüstungsausgaben Griechenlands zu halten, mit denen zu einem großen Teil deutsche Rüstungsgüter gekauft würden, fragte Lafontaine.
Deutsche Schulden
Friedman wies darauf hin, dass Deutschland – ebenfalls stark verschuldet – sogar noch von fallenden Eurokursen profitiere, weil sich dadurch deutsche Produkte im Ausland verbilligten. Fast zum Ende der Sendung brachte Nikolaus Blome einen interessanten Aspekt auf, der zumindest nachdenkenswert ist: "Die Wette", so der "Bild"-Journalist, "läuft doch nicht mehr gegen Griechenland oder Spanien oder Portugal. Die Wette läuft doch längst gegen Deutschland und die Frage, wie oft und viel die Bundesregierung noch bereit ist zu zahlen." Ein beunruhigender Gedanke.