Alleinerziehende: "Das kriegen wir schon hin!"
Für Alleinerziehende kann die Konfirmation zum Problem werden: Die Wünsche des Konfirmanden wollen berücksichtigt werden, der sich verständlicherweise Mama und Papa an seine Seite wünscht. Und das wird schwierig, wenn die Eltern sich nicht mehr verstehen. Gudrun Preß, Beauftragte für Alleinerziehende im Dekanat München, verrät, wie man Erwartungen herunterschraubt und warum Mitmach-Aktionen bei der Gestaltung eine wichtige Rolle spielen können.
26.04.2010
Von Almut Steinecke

evangelisch.de: Frau Preß, wie kann die Konfirmation in Ein-Eltern-Familien zu einem gelungenen Fest werden?

Gudrun Preß: Es wäre toll, wenn die getrennt lebenden Partner es hinbekommen könnten, dass nicht ihre Wünsche an erster Stelle stehen, sondern die ihres Kindes, das ja Hauptperson der Konfirmation ist. Wenn die getrennten Eltern von selbst kooperieren können, ist das machbar, können sie es nicht, wird die Vorbereitung des Festes oft schwierig. Die Eltern müssen dann einen Balance-Akt leisten: die Wünsche ihres Kindes respektieren, sich selbst aber auch nicht aus dem Blick verlieren, da sie dem Kind ja auch nur dann ein schönes Fest gestalten können, wenn sie selbst sich wohlfühlen. Da muss man ganz individuell schauen und gestalten, dafür gibt es leider kein Patentrezept.

Erwartungen herunterschrauben

evangelisch.de: Warum ist ein Fest wie die Konfirmation für Alleinerziehende so ein wunder Punkt?

Gudrun Preß: Das Fest ist meist das erste Familienfest nach einer Trennung, bei dem die komplette Verwandtschaft anwesend ist. "Die Konfirmation gibt es nur einmal im Leben, und sie soll bitte wunderschön werden", denken viele – insofern ist es mit sehr starken Erwartungen verbunden. Ein Konfirmationsfest in veränderten Familienformen muss sich von diesen großen Erwartungen verabschieden und neue Wege für die Gestaltung des Festes suchen.

evangelisch.de: Sie herunterzuschrauben ist leichter gesagt als getan. Wie kann man es trotzdem versuchen?

Gudrun Preß: Indem man miteinander redet. Indem die Elternteile mit ihrem Kind, das konfirmiert wird, im Gespräch sind, indem sie gegenseitig im Gespräch sind. Indem sie sich ihre Bedenken und Befürchtungen sagen, Gefühle und Gedanken so offen wie möglich zu besprechen. Indem man sich Zeit lässt mit allem, sich selbst ein liebevolles Tempo angedeihen lässt. Vielleicht steht noch vor all diesem, dass man überhaupt erst einmal akzeptiert, dass die Situation anders als in gemeinsam lebenden Familien ist und es deshalb gilt, neue Formen zu finden.

Tipp: ein Mitmach-Fest veranstalten

evangelisch.de: In einer Broschüre geben Sie viele praktische Tipps, wie man bei der Gestaltung der Feierlichkeit den Druck konkret wegnehmen kann. Können Sie ein paar nennen?

Gudrun Preß: Man könnte die Konfi-Feier zum Beispiel nicht in der Wohnung eines Elternteils stattfinden lassen, sondern an einen anderen Ort verlegen, einen neutralen Ort - wenn es finanziell geht, ein schönes Restaurant oder einen Gemeindesaal zum Beispiel. Einfach weil dann auch mehr Distanz, mehr Beweglichkeit da ist. Das trägt dazu bei, dass die Anspannung nachlässt und damit auch der Druck. Dann könnte man die Dauer der Feier auch verkürzen; so gibt es weniger Gelegenheit für eventuell auftauchende Spannungen. Und man könnte das Fest als ein Mitmach-Fest gestalten, bei dem man alle Beteiligten aktiv einbezieht, in Form zum Beispiel von einem Quiz oder einer Rallye.

evangelisch.de: Wie können sich Alleinerziehende Hilfe von außen suchen?

Gudrun Preß: Eine alleinerziehende Mutter könnte zum Beispiel eine gute Freundin bitten, an diesem Tag bei ihr zu sein, ihr auf den Rücken zu klopfen, zu sagen, "das schaffst du schon, es ist bald vorbei". Auch die Paten spielen eine wichtige Rolle: Sie können gegebenfalls vermitteln und den Konfirmanden unterstützen.

bayern-evangelisch.de

Gudrun Preß, Beauftragte für Alleinerziehende im Dekanat München, betreibt auch die Seite www.alleinerziehend-evangelisch.de mit weiteren Informationen zum Thema.