Weltbank-Tagung: Mehr Macht für arme Länder
Aufstrebende Wirtschaftsmächte und arme Länder haben künftig bei der Weltbank mehr zu sagen. Die 186 Mitgliedsstaaten der UN-Organisation beschlossen auf ihrer Frühjahrstagung, die Stimmrechte für Schwellen- und Entwicklungsländer zu erhöhen. Deutschland gab dafür Anteile ab.

Aufstrebende Wirtschaftsmächte und arme Länder haben künftig bei der Weltbank mehr zu sagen. Die 186 Mitgliedsstaaten der Entwicklungshilfeorganisation beschlossen auf ihrer Frühjahrstagung in Washington am Sonntag, die Stimmrechte für für Schwellen- und Entwicklungsländer um rund drei Prozentpunkte auf 47 Prozent zu erhöhen. Deutschland gab Anteile ab und wird nach der jetzt abgeschlossenen zweiten Phase der Stimmrechtsreform mit 4,0 Prozent viertgrößter Anteilseigner sein nach China.

Zusätzliche Finanzmittel

Weltbank-Präsident Robert Zoellick sprach von einem "bedeutsamen Schritt". Er hoffe jedoch, dass die Schwellen- und Entwicklungsländer "mit der Zeit" auf denselben Stimmenanteil kommen wie die Industriestaaten. Die nächste Prüfung stehe 2015 an. China legte bei der Reform kräftig von 2,77 auf 4,42 Prozent zu.

Zugleich verbesserten die Mitglieder die finanzielle Ausstattung der Weltbank um rund 86 Milliarden Dollar, damit die Organisation mehr Kredite an arme Länder vergeben kann. Rund 5 Milliarden davon seinen Einlagekapital, hieß es von der Bank. Die zusätzlichen Mittel bedeuteten, dass nun nicht mehr die Gefahr drohe, die Kreditvergabe im Laufe des Jahres einschränken zu müssen, sagte Zoellick.

"Stimmenparität wäre der bessere Weg"

Schwellen- und Entwicklungsländer hatten zuvor die Verschiebung der Stimmrechte zu ihren Gunsten abermals als zu gering kritisiert. Die in der G24 zusammengeschlossen fordern den gleichen Stimmenanteil wie die Industrieländer. "Stimmenparität wäre der bessere Weg", unterstrich Vertreter Brasiliens, Rogerio Studart.

Die G24 verlangten stattdessen eine Anhebung um sechs statt drei Punkte bei der Entwicklungshilfebank, beim Weltwährungsfonds um sieben Punkte. Beim IWF tritt unterdessen die Neuordnung der Machtverhältnisse weiter auf der Stelle. Dort soll die Reform bis spätestens Januar 2011 abgeschlossen sein.

"Die Welt ändert sich sehr rapide", sagte Studart, Brasiliens Exekutivdirektor bei der Weltbank. "Aber die Weltbank wird noch auf eine Weise gesteuert, die ins vergangene Jahrhundert gehört."

dpa