Ärztetreffen fordert Abzug aus Afghanistan
Auf der Jahrestagung der friedenspolitischen Ärzteorganisation IPPNW haben mehrere Teilnehmer den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan gefordert. Auch der Anstoß der Diskussion in der EKD wurde gelobt, allerdings beklagte Reinhard Voß, dass die Positionierung nach Käßmann an Schwung verloren habe.

Bei dem Treffen in Herford berichtete der deutsch-afghanische Politologe Martin Baraki aus Marburg von einem "breiten Widerstand" gegen die ausländischen Truppen. Baraki sprach sich für einen Ersatz der Nato-Truppen durch Soldaten aus den blockfreien Staaten aus. In einer allgemeinen Ratsversammlung sollten die Afghanen autonom über ihre weitere Zukunft bestimmen.

Das ganze afghanische Volk sei traumatisiert, das soziale Leben zerstört, sagte Baraki. Kritik äußerte er an Berichten über Erfolge beim Wiederaufbau des Landes: "Die breite Masse bekommt davon nichts mit." Zu der Tagung eingeladen hatte die deutsche Sektion der internationalen Organisation Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges ("International Physicians for the Prevention of Nuclear War", IPPNW) weiter.

Der ehemalige Generalsekretär von Pax Christi Deutschland, Reinhard Voß, forderte den Ausbau des zivilen Friedensdienstes als Alternative zum Militäreinsatz, eine deutliche Trennung von militärischen und humanitären Aktionen und die Beachtung der Gewissensfreiheit der Soldaten. "Es ist nicht mehr nötig und nicht mehr möglich, Krieg zu führen", beschrieb Voß die Position von Pax Christi.

Schleichende Veränderung der Rechtfertigung

Voß begrüßte die von Margot Käßmann angestoßene Afghanistan-Debatte in der evangelischen Kirche. Er kritisierte aber, dass die danach von der EKD herausgegebene und von Käßmann mit unterschriebene Stellungnahme "hinter den Impetus ihrer Predigt" zum Jahreswechsel zurückgefallen sei.

Nach den Worten des ehemaligen Bundestagsabgeordneten der Linken und Völkerrechtlers Norman Paech haben die Befürworter des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan ihre Argumente geändert. Hätten die Politiker 2001 noch von einer Demokratisierung Afghanistans und der Durchsetzung der Menschenrechte als Ziel gesprochen, so würden sie heute vor allem die deutschen Sicherheitsinteressen und die Gefahr für den Atomwaffenstaat Pakistan nennen. Geblieben sei das Argument, der Terrorismus müsse bekämpft werden, sagte Paech weiter. Doch sei das Netzwerk Al-Kaida, das man 2001 bekämpfen wollte, nicht mehr in Afghanistan präsent. Als Terroristen würden nun die Taliban bekämpft.

epd