Runder Tisch "war ein Anfang, nicht mehr"
Nach der ersten Sitzung des Runden Tisches zum Thema Missbrauch macht sich Ernüchterung breit. Bis das Treffen Ergebnisse zeigt, wird noch einige Zeit vergehen.

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser- Schnarrenberger (FDP) will Missbrauchsopfern künftig mehr Zeit für zivilrechtliche Ansprüche gegen ihre Peiniger gewähren. "Ich bin offen für eine deutliche Verlängerung der Fristen", sagte die Ministerin der "Süddeutschen Zeitung". Die Frist läuft derzeit drei Jahre nach dem 21. Geburtstag der Opfer ab.

Der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, zeigte sich indes enttäuscht über das erste Treffen des Runden Tisches gegen sexuellen Kindesmissbrauch: "Es war ein Anfang, nicht mehr", sagte Hilgers den "Ruhr Nachrichten". Er kritisierte, dass ein Zwischenbericht erst bis Ende des Jahres vorliegen solle: "Mir dauert das viel zu lange." Es bestehe die Gefahr, dass bis dahin das Thema wieder von der Tagesordnung verschwinde.

"Mageres und enttäuschendes Ergebnis"

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Renate Künast, nannte die Einrichtung des Runden Tisches eine Show. Der gesellschaftlichen Debatte solle die Spitze genommen werden, aber letztlich hätten sich die Arbeitskreise zunächst einmal alle vertagt, sagte Künast den "Stuttgarter Nachrichten" (Samstag). Bei der konstituierenden Sitzung am Freitag waren Unterarbeitsgruppen eingesetzt worden, die im Mai mit ihrer Arbeit beginnen sollen.

Geleitet wird der Runde Tisch von den Ministerinnen Kristina Schröder (CDU, Familie), Annette Schavan (CDU, Bildung) und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP, Justiz). Die rund 60 Teilnehmer aus Politik, Kirche und Verbänden wollen über Hilfen für die Opfer beraten und Konzepte zur Vorbeugung entwickeln.

Von einem "mageren und enttäuschenden Ergebnis" des ersten Treffens sprach auch die Abgeordnete Ekin Deligöz, Vertreterin der Grünen-Bundestagsfraktion am Runden Tisch. "Leider ist die erste Sitzung weitgehend symbolisch geblieben", so die Grünen-Politikerin. "Höchst fragwürdig" nannte sie die von der Familienministerin vorgeschlagenen Selbstverpflichtungen der Institutionen bei Missbrauchsfällen. "Wenn Institutionen selbst etwas tun wollen, ist das hilfreich, aber mitnichten ausreichend." Nötig seien gesetzliche Leitlinien.

dpa