Bistum Augsburg: Auch Mixas Medienmann muss gehen
Nach dem Rücktrittsgesuch des Augsburger Bischofs Walter Mixa muss auch dessen umstrittener Berater Dirk Hermann Voß seinen Hut nehmen. Er wurde von einem Teil seiner bisherigen Aufgaben in der Diözese entbunden. Der 50-jährige Voß wird für Mixas ungeschicktes Agieren im Zuge der Ohrfeigen-Affäre verantwortlich gemacht.

Generalvikar Karlheinz Knebel übernehme die Verantwortung für die Öffentlichkeitsarbeit der Diözese, teilte das Ordinariat mit. Innerkirchlich war Voß höchst umstritten. Er galt als einflussreicher Berater von Mixa. Voß wird vor allem die erste öffentliche Stellungnahme nach den Prügelvorwürfen gegen Mixa angelastet. Darin hatte der Bischof alle Vorwürfe als unwahr zurückgewiesen und mit straf- und zivilrechtlichen Konsequenzen gedroht. Zu dieser Formulierung soll der Jurist Voß den Bischof gedrängt haben, heißt es in Kirchenkreisen.

Nach Mixas Rücktrittsangebot wird der Ruf nach einer raschen Entscheidung durch den Vatikan lauter. Der Vorsitzende des Augsburger Diözesanrates Helmut Mangold sagte am Freitag bei der Vollversammlung des Gremiums, er hoffe, dass Papst Benedikt XVI. das Rücktrittsgesuch schnell annehmen werde. Schon mit der Bestellung eines Diözesanadministrators bis zur Neubesetzung des Bischofsstuhle müsse mit der Arbeit zur "substanziellen Neugestaltung" der Augsburger Diözese begonnen werden. "Ich wünsche mir als neuen Bischof einen Priester aus der Diözese, weil nur er schnell und zügig die Wiederherstellung des Vertrauens bewirken kann", sagte Mangold.

Vatikan soll rasch entscheiden

Die Reformbewegung "Wir sind Kirche" appellierte ebenfalls an den Vatikan, über das Rücktrittsgesuch Mixas, der am Sonntag 69 Jahre alt wird, möglichst rasch zu entscheiden. Eine lange Hängepartie wäre den Katholiken im Bistum Augsburg nicht zuzumuten, sagte "Wir sind Kirche"-Sprecher Christian Weisner in München. Er betonte, ein rasches Votum Roms sei auch deshalb nötig, weil Mixa nicht nur als Augsburger Bischof, sondern auch als katholischer Militärbischof in Deutschland zurücktreten wolle. In der jetzigen schwierigen Lage in Afghanistan bräuchten die katholischen Soldaten und ihre Familien schnell wieder einen handlungsfähigen Militärbischof.

Nach wochenlanger Kritik an seiner Person hatte Mixa am Mittwochabend Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt angeboten. Zur Begründung hatte er einen Tag später erklärt, er wolle weiteren Schaden von der Kirche abwenden und im Bistum Augsburg einen Neuanfang ermöglichen. Mixa war unter massiven Druck geraten, weil er in seiner Zeit als Stadtpfarrer im oberbayerischen Schrobenhausen (1975 bis 1996) Heimkinder geschlagen haben soll. Mixa hatte dies zunächst geleugnet, dann aber doch Ohrfeigen eingeräumt. Frühere Heimkinder werfen ihm in eidesstattlichen Erklärungen nach wie vor massive Prügelattacken vor. Mixa wird auch die Zweckentfremdung von Stiftungsgeldern in seiner Zeit als Stadtpfarrer angelastet.

"Nicht zum Märtyrer machen"

Mangold warnte nach Mixas Rücktritt davor, den Bischof jetzt zu einem Märtyrer zu machen, der von den Medien zu einem "unverdienten Rückzug" gezwungen worden sei. Er bedauerte, dass Mixa während der öffentlichen Debatte über die Vorwürfe lange Zeit "von der Bildfläche" verschwunden war und sich von seinem Bistumssprecher vertreten ließ. Als Mixa dann sein "Ohrfeigen-Geständnis" abgelegt habe, sei die spontane Reaktion der Menschen gewesen, der Bischof habe gelogen, "obwohl eigentlich sein Bistumssprecher gelogen hat", sagte Mangold. Er sprach sich noch einmal für die restlose Aufklärung der Prügel- und Finanzvorwürfe gegen Mixa aus. So lange die Anschuldigungen nur in Ansätzen geklärt seien, sei keine brauchbare Feststellung von Schuld oder Unschuld des Bischofs möglich.

Durch Mixas spätes Geständnis ist der Kirche nach Auffassung von Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) erheblicher Schaden entstanden. Er hätte sich ein ehrlicheres Verhalten von Mixa gewünscht, sagte Thierse am Freitag im Deutschlandradio Kultur. Offenbar habe bei Mixa eine Art Sonderbewusstsein eines katholischen Priesters vorgelegen: "Er meinte, durch Amt, durch Weihe, sei er etwas anderes als andere Menschen." Ein derartiges Verhalten sei auch in der Politik oder im sonstigen öffentlichen Leben immer wieder zu beobachten.

dpa