20 Jahre Einheit: Ost- und Westgehälter weit auseinander
Auch 20 Jahre nach der deutschen Einheit klaffen Einkommen und Arbeitsbedingungen in Ost und West zum Teil weit auseinander, was nicht nur an der Schwäche der Gewerkschaften liegt.

Zu diesem Ergebnis kommt eine in Berlin vorgestellte Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.

Das Institut sieht in diesem Ergebnis weniger eine Schwäche der Gewerkschaften im Osten "als vielmehr eine Folge der ökonomischen Verhältnisse". Die Tarifbindung im Osten ist nach wie vor sehr gering. Es fehle aber auch "die im Westen über Jahrzehnte gewachsene Tarifkultur", erläuterte WSI-Tarifexperte Reinhard Bispinck.

So gelang es Mitte 2003 der IG Metall im Osten nicht, in der Tarifauseinandersetzung um die 35-Stunden-Woche mit einem Streik ihre Forderung durchzusetzen. Grundsätzlich sei im Osten der Aufholprozess nach dem industriellen Zusammenbruch rasch zum Stillstand gekommen "und die Tarifpolitik hat sich von der zähen wirtschaftlichen Entwicklung nicht abkoppeln können", argumentierte Bispinck.

Deutliche Unterschiede bestehen unter anderem bei wichtigen Tarifregelungen und -leistungen wie Wochenarbeitszeit und Urlaubsanspruch. Die Wochenarbeitszeit lag der Studie zufolge im Osten 1991 mit 40,2 gut 2 Stunden höher als im Westen mit 38,1 Stunden. Ende 2009 belief sich die Wochenarbeitszeit auf 38,8 Stunden im Osten und 37,4 Stunden im Westen. Der Grundurlaub beträgt demnach im Osten 26,8 Arbeitstage, im Westen sind es 28,1.

dpa