"Kommissar LaBréa: Todesträume am Montparnasse", 29. April, 20.15 Uhr im Ersten
Vielsehern und Fans von Hülya Özkan wird der dritte Fall des Pariser Kommissars LaBréa bekannt vorkommen: Eine im Kern ganz ähnliche Geschichte hat die türkische Autorin mit ihrem Krimi "Mord am Bosporus" erzählt, den die ARD im letzten Herbst in ihrer Filmreihe "Mordkommission Istanbul" mit Erol Sander gezeigt hat. Paris ist zwar natürlich ein völlig anderer Schauplatz, aber der Hintergrund ist durchaus ähnlich.
Mit Sabine Vitua und Oliver Bootz
Damals ging es um Türkinnen, die in ihrer Ehe unterdrückt und misshandelt werden; im Zentrum der Handlung stand eine Anwältin, die sich dieser Frauen annahm (und sich am Ende auch als rächende Mörderin entpuppte). Hier spielt diese Rolle die Psychologin Christine Payan (Sabine Vitua), die sich um traumatisierte Gewaltopfer kümmert. Ihre Arbeit ist der Schlüssel zur Lösung einer Mordserie, bei der Männer gefesselt und bei lebendigem Leib kastriert werden. LaBréa (Francis Fulton-Smith) verdächtigt Payan, mit einer Gruppe militanter Feministinnen zusammenzuarbeiten, die Vergewaltiger überfällt und ihren Unterleib mit lila Kunstharzlack einsprüht. Auf den ersten derart zugerichteten Mann stoßen der Kommissar und sein Team ausgerechnet im Gefängnis, wo er sich, von den Mithäftlingen schikaniert, das Leben genommen hat. Dort verliebt sich LaBréas neuer Mitarbeiter Franck (Oliver Bootz) in die attraktive Gefängnisärztin Hélène Clément (Natalia Avelon), nicht ahnend, welch’ düsteres Geheimnis sie hütet.
Routiniert inszenierter Krimi
Die Romanvorlage von Alexandra Grote ist diesmal durch Thomas Stiller adaptiert worden, Regie führte ähnlich unauffällig wie beim letzten Film ("Mord in der Rue St. Lazare") Dennis Satin. Der routiniert inszenierte Krimi ist dennoch durchaus spannend, zumal man lange rätselt, wer hinter den Gewalttaten stecken könnte: Bei der entscheidenden Frage enden die Parallelen zu "Mord am Bosporus". Erneut geschickt integriert ist die horizontale Erzählebene mit LaBréas nicht immer unkomplizierter Beziehung zu seiner Tochter, die nach wie vor um ihre Mutter trauert und sich erst dran gewöhnen muss, dass ihr Vater und Nachbarin Céline (Valerie Niehaus) zunehmend vertrauter miteinander umgehen.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und die "Frankfurter Rundschau" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).