Noch nie zu Gast bei der Berlinale oder in Cannes gewesen? Egal. Robert De Niro und Jane Rosenthal laden Sie jetzt zum Tribeca Filmfest nach New York - virtuell. Der Hollywoodstar und die Produzentin hatten die Festspiele nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 gegründet. In diesem Jahr kann alle Welt teilnehmen: Höhepunkte des Tages, der Rote Teppich, Gespräche zwischen Filmemachern und Kritikern, Debatten mit dem Publikum und Kurzfilme aus vergangenen Jahren werden online übertragen. Auf der Internetseite "www.tribecafilm.com/virtual" können Enthusiasten auch Gedanken austauschen - über Kontinente hinweg.
"Soul Kitchen" von Fatih Akin mit dabei
An diesem Mittwochabend (Donnerstag 01.30 Uhr MESZ) geht es los. Nach der Weltpremiere von "Für immer Shrek", der ersten "Shrek"-Folge in 3D, laufen mehr als 120 Spiel- und Dokumentar-Filme aus 38 Ländern im New Yorker Stadtteil Tribeca - bis zum 2. Mai. 96 Regisseure stellen ihr Werk persönlich vor. Für jeden Dritten ist es das Debüt, für weitere 18 Filmemacher gerade mal der zweite Beitrag. Zu den Newcomern gehören Filmemacher aus Ruanda, Nigeria und Südkorea.
Deutschland ist mit einem halben Dutzend Produktionen vertreten, darunter die Komödie "Soul Kitchen" des türkischstämmigen Hamburgers Fatih Akin.
"Mami, jetzt verstehe ich endlich, warum sie uns hassen"
Feo Aladags "Die Fremde", den die junge Regisseurin auf der Berlinale 2010 zeigte, hat nun auch in New York die Chance, einen Spielfilmpreis zu gewinnen. In der Sparte Dokumentation tritt Björn Richie Lob mit "Keep Surfing" an, einem Beitrag über das Surfen am Münchner Eisbach. Die Isar-Ableitung lockt Wassersportler mit einer stehenden Welle in den Englischen Garten.
Mit Spannung erwartet wird auch der Dokumentarfilm "My Trip to Al-Qaeda" (in etwa: "Mein Besuch bei Al-Kaida") von Alex Gibney. Der Amerikaner hatte für seinen Film "Taxi to the Dark Side" über die Foltermethoden der USA im Irak den Oscar gewonnen. Jetzt stellt er die Beweggründe und Entwicklung der Terrororganisation Al-Kaida vor.
Tribeca-Gründerin Rosenthal sagte der dpa in New York kurz vor dem Beginn des Festivals, dass ihre zwölfjährige Tochter tiefbeeindruckt gewesen sei von der Terroranalyse: "Mami, jetzt verstehe ich endlich, warum sie uns hassen."
"The Two Escobars"
Der Iraner Mohammad Rasoullof erzählt in "The White Meadows" die mystische Geschichte eines Landsmannes, der vor der iranischen Küste von Insel zu Insel fährt und die Tränen der Menschen einsammelt. "The Two Escobars" wirft Licht auf die Verhältnisse in Kolumbien. Es stellt zwei Männer vor, die zwar den Nachnamen teilen, aber sonst nichts gemein haben: Der eine ist ein gefeierter Fußballheld, der andere ein notorischer Drogenhändler. "No Woman, No Cry" widmet sich dem Tod im Kindbett und stellt das Schicksal einer Massai aus Ostafrika sowie von Frauen in Bangladesch, einer Abtreibungsklinik in Guatemala und einer Vorsorgestation in den USA vor.
Zunächst noch auf Nordamerika beschränkt ist das Angebot, eine Reihe von Festivalbeiträgen online anzuschauen. Für ein solches Filmpaket verlangen die Tribeca-Veranstalter 45 Dollar (33 Euro). Darüber hinaus bekommen 22 Millionen Haushalte in den USA eine Auswahl der Filme über Kabel-TV zu sehen. Das Filmfestival im Süden von Manhattan gibt es seit 2002. Mit ihm wollten De Niro und Rosenthal dem von den Terroranschlägen am 11.9.2001 besonders schwer getroffenen Stadtteil Tribeca wirtschaftlich und kulturell wieder auf die Beine helfen. Seitdem wurden nach Angaben der Veranstalter mehr als 1.100 Filme aus gut 80 Ländern gezeigt.