Trotz Sperrungen: Betrieb an Flughäfen nimmt zu
Trotz der Luftraum-Sperre bis mindestens 14 Uhr nimmt der Betrieb auf den deutschen Flughäfen seit Dienstagmorgen zu. Mit Sondergenehmigung dürfen einige Flugzeuge auf Sicht fliegen.

Trotz der Luftraum-Sperre bis mindestens 14 Uhr nimmt der Betrieb auf den deutschen Flughäfen seit Dienstagmorgen zu. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hatte am Montag die Sperrung des Luftraums wegen der isländischen Aschewolke verlängert, Flüge zu Sonderkonditionen aber erlaubt. Airlines schickten daraufhin ihre Maschinen vor allem nach Übersee oder in Feriengebiete, um deutsche Touristen zurückzufliegen. Am Dienstag werden noch mehr Flüge, bei denen die Piloten nach Sicht fliegen müssen, erwartet.

Lufthansa plant 140 Flüge

Auf dem Airport in Frankfurt am Main waren am Montag jeweils rund 25 Maschinen gestartet und gelandet. Am Dienstag sollten es nach Angaben eines Sprechers deutlich mehr werden. Die Lufthansa plant für den Tag 140 Flüge. In München will die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin ihr reguläres Programm wieder aufnehmen. Ein Flughafensprecher rechnete mit 457 Flügen, was etwa 40 Prozent eines normalen Flugtages entspreche.

In Berlin hob kurz nach 6 Uhr der erste Flieger in Richtung Palma de Mallorca ab. DFS-Sprecherin Kristina Kelek erklärte, für Starts und Landungen seien aber regionale Genehmigungen nötig.

Widersprüchliche Angaben hatte es in der Nacht zum Dienstag vom Vulkan am Eyjafjalla-Gletscher gegeben. Die britische Flugsicherung Nats teilte mit, dass sich eine neue Aschewolke nähere. Die Situation in England "verschlechtere" sich, so die Behörde.

EU beschließt Lockerung der Flugverbote

Dagegen teilte das Meteorologische Institut in Reykjavik mit, der Gletschervulkan schicke kaum noch Asche Richtung Europa. Der Vulkan sei zwar weiter unvermindert aktiv, stoße aber immer mehr Lava statt Wasserdampf und Asche aus. Außerdem erreiche die Rauchsäule nur eine sehr geringe Höhe. Die Chefin des Vulkanologischen Institutes in Reykjavik, Rikke Pedersen, nannte die jüngste Entwicklung bei dem Ausbruch "optimal" für die Lösung der Luftfahrt-Probleme in Europa.

Am Montag hatten die Verkehrsminister der 27 EU-Staaten eine Lockerung der Flugverbote beschlossen. Der Luftraum solle in drei Zonen unterteilt werden und nur dort geschlossen werden, wo eine bestimmte Konzentration der Asche überschritten wird. Entscheidende Kriterien werden Satellitenbilder und Daten der Aschewolke sein.

Wissenschaftler sind am Montag vier Stunden lang über Deutschland geflogen, mit einem Spezialflugzeug. Sie untersuchten die Ascheteile aus dem isländischen Vulkan: Wie groß sie sind, wie dicht sie sind, wo hängt die Aschewolke genau? Das müssen die Forscher wissen, damit sie sagen können, wie gefährlich Flüge durch die Aschewolke sind.

Am Dienstagmittag sollen die Messergebnisse ausgewertet sein, die das Forschungsflugzeug bei seinem Flug durch die Vulkan-Aschewolke über Mitteleuropa gesammelt hat. Dies sagte Sabine Göge, Sprecherin des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), am Dienstag im Inforadio des RBB. Es sei Asche gefunden worden, allerdings regional in sehr unterschiedlichen Konzentrationen.

Kritik an Verkehrsminister Peter Ramsauer

Unterdessen haben die Milliardenschäden durch die Flugausfälle die deutsche Wirtschaft alarmiert. Bundesregierung und Industrie setzten am Montag eine Arbeitsgruppe ein. Erste Diskussionen über staatliche Hilfen für Airlines wurden laut. Die Fluglinien hatten sich in den vergangenen Tagen darüber beschwert, dass das Flugverbot nur aufgrund von Computeranalysen ausgesprochen worden sei.

In die Schusslinie geriet dabei vor allem Verkehrsminister Peter Ramsauer. Kritik erntete der CSU-Politiker auch aus der eigenen Bundestagsfraktion. Der CDU-Obmann im Wirtschaftsausschuss, Andreas Lämmel, sagte der "Bild"-Zeitung (Dienstag): "Verkehrsminister Ramsauer muss sich fragen lassen, wie die unterschiedlichen Bewertungen zu erklären sind. Es darf nicht sein, dass wir uns angesichts der immensen wirtschaftlichen Schäden vor allem im Tourismus allein auf Messungen berufen, die höchst umstritten sind."

 

dpa